Nationalsprache< verstehen." Die Herausbildung des kollektiven Nationalbewusstseins, das die Mitglieder eines Volkes oder Territoriums so begriffen, dass sie gemeinsame Traditionen und Interessen hatten, sorgte für einen hohen Grad an emotionaler Vertiefung und Loyalität zum Vaterland und zur Staatsverfassung. Die Praxis lockerer Herrschaftsverbände mit verschiedenen Ethnien sollte der Idee von klar abzugrenzenden Flächenstaaten weichen. Diese alten und neuen Nationen gerieten zum Ausgang des 19. Jahrhunderts aneinander: "Die Sicherung der nationalen Existenz, die Wahrung der nationalen Interessen, der >Platz an der Sonne< wurden zu Parolen der Außenpolitik, die fast jedermann überzeugten." Nationalbewusstsein wurde zum Nationalismus pervertiert, der nicht von der Gleichwertigkeit der Menschen und Nationen ausging, "[...] sondern intolerant einzelne Völker und Nationen als minderwertig oder als Feinde einschätzt[e] und behandelt[e]." Otto Dann schlussfolgerte, dass dieser Nationalismus im Ersten Weltkrieg schließlich den Patriotismus der Völker zu einem Kriegsnationalismus werden ließ, der das engagierte Nationalbewusstsein missbrauchte. Die Armee galt im Deutschen Kaiserreich als "Schule der Nation". Das führte dazu, dass das gesamte öffentliche Leben eine Militarisierung erfuhr. Kriegsfurcht und Bejahung des Krieges gingen eine merkwürdige Verbindung ein. Für viele war annehmbar, dass politische oder zwischenstaatliche Konflikte mit kriegerischen Mitteln gelöst werden können und müssten. Die Staaten strebten überdies nach Imperien. Münkler meinte: "Imperialismus heißt, dass es einen Willen zum Imperium gibt, gleichgültig, ob er aus politischen oder ökonomischen Motiven gespeist wird - er ist die ausschlaggebende, wenn nicht die einzige Ursache der Weltreichsbildung." Die Schaffung eines Großreiches sollte den Status, eine Weltmacht zu sein, im 20. Jahrhundert absichern." />