Mythos und Metapher
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Der in Homers Odyssee und in Ovids Metamorphosen erzählte Mythos der Zauberin Kirke, die Menschen in Tiere zu verwandeln vermag, blieb zwar dank seiner allegorischen Deutungen auch in Antike und Mittelalter ununterbrochen präsent, gelangte aber in der frühen Neuzeit zu völlig neuer Relevanz. Da zum einen die Autoren auf die antiken Texte etwa Homers oder Plutarchs direkt zurückgreifen, zum anderen die lange Tradition allegorischer Auslegung selbst thematisch wird, entsteht ein neues Bild von der Zauberin und ihrem Mythos: ein Bild, das als Paradigma sowohl für diese Renaissance der Antike gelten kann als auch für die Vorstellung, welche die frühe Neuzeit sich vom Menschen und seiner Welt macht. Die von Kirke bewirkten Metamorphosen ebenso wie die Metamorphosen ihres Mythos in den Texten etwa von Ariosto und Tasso, von Machiavelli, Gelli und Bruno sprechen von einer Skepsis, die auf die Euphorie über die dignitas hominis in den zahlreichen Bestimmungsversuchen des Menschen vor allem während des 15. Jahrhunderts folgt, und sie sprechen von einem Prekärwerden des ganzen Universums, in dem die Welten sich unendlich vervielfachen und der Standpunkt des Ich in seiner sich ständig verändernden Welt sich als gleichermaßen instabil und wandelbar erweist wie dieses Ich selbst.
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