Mord im Parlament
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In der Gemäldesammlung des Fürsten Alexander zu Sayn-Wittgenstein findet sich zwischen lauter höfischen Porträts ein erstaunlich blutrünstiges Werk. Das Bild zeigt, wie eine Masse aufgebrachter französischer Revolutionäre ein Parlament stürmt, um dem schockierten Sitzungspräsidenten ihre schauerliche Trophäe entgegen zu strecken: einen abgeschlagenen Kopf auf einer Pike.
Dargestellt ist der dramatische Höhepunkt der Revolte der Sansculotten am 20. Mai 1795 - an diesem Tag kommt es mitten im französischen Parlament zur brutalen Ermordung des Abgeordneten Jean Bertrand Féraud. Der Aufstand ist wenige Tage danach ebenso brutal niedergeschlagen, die Sansculotten verfolgt.
Das Gemälde des in Köln geborenen Joseph Nicolas Robert-Fleury entsteht 35 Jahre später als Beitrag zu einem Wettbewerb. Insgesamt 117 Künstler konkurrieren um die Ausgestaltung der Pariser Nationalversammlung. Das Bürgerkönigtum versucht damit, die Historienmalerei für politische Zwecke einzuspannen. Vergebens: keines der Gemälde findet jemals Eingang in den Plenarsaal...
Die beschriebene Episode steht am Anfang der Herausbildung europäischer Parlamente. Hinter der von Mario Kramp spannend erzählten Geschichte um das vergessene Revolutionsgemälde verbergen sich grundlegende Fragen der politischen Ikonografie und des Verständnisses von Demokratie in den Plenarsälen der Volksvertreter.
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