Mit dem Pferd nach Havanna
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»Lebens-Comic« nannte Siegfried Kaden seine gezeichnete Autobiografie, die er in hohem Alter in Havanna innerhalb weniger Wochen mit Kugelschreiber zu Papier brachte. Anfang 2007 übertrug er die 179 Zeichnungen von einem Gerüst aus auf die Westwand der Celda Contemporánea der Universidad del Claustro de Sor Juana in Mexiko-Stadt und nannte das Werk: »Entre los Padres«. Von der seitlichen Wand der großen Zelle schauten der Vater in Wehrmachtsuniform und der Großvater in Zivil, von Kaden dazu gemalt, eher teilnahmslos auf das Geschehen. Dem Nachgeborenen hatten sie Schuld und Ratlosigkeit hinterlassen.
Das temporäre Wandbild wurde vier Wochen nach der Eröffnung übertüncht, die Zeichnungen blieben aber erhalten. 2020, schwerkrank nach München zurückgekehrt, hat sie der Künstler um viele Blätter ergänzt, vor allem um seine Jahre in Havanna, aber auch um den »Feuersturm«, der seine Heimatstadt Dresden 1945 zerstörte und ihn am Ende seines Lebens als traumatische Erinnerung heimsuchte. Das Pferd ist im Werk Kadens, neben anderen Tieren wie Hasen oder Krokodilen, ein immer wiederkehrendes Motiv. Als Kind von einem russischen Soldaten entführt, wurde er im Tausch gegen ein Pferd gerettet.
Kadens zeichnerischer Blick fällt mit ergreifendem Ernst und absurder Komik auf sein Leben. Das Ego bekommt keinen Auftritt, auch Selbstzensur gibt es nicht. Der diesem Band beigefügte autobiografische Text, in den letzten Lebensmonaten in Krankenhausisolation aufgeschrieben, erweist sich als außerordentliches Dokument eines auch im Schreiben erfahrenen Künstlers.
Erscheint im Februar