Mexiko im filmischen Blick Europas
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Magisterarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Romanistik - Lateinamerikanische Sprachen, Literatur, Landeskunde, Note: gut, Universität zu Köln (Philosophische Fakultät), 110 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Mexiko war nicht nur lange Zeit das wichtigste Filmland Lateinamerikas, sondern gehört seit den dortigen Aufnahmen der Gebrüder Lumière auch zu den beliebtesten Drehorten europäischer und nordamerikanischer Regisseure auf dem Kontinent. An drei prominenten Beispielen aus verschiedenen Epochen der Filmgeschichte untersucht Mexiko im filmischen Blick Europas, wie sich der kinematographischen Blick Europas auf Mexiko gewandelt hat.
Eisensteins 1933 gedrehter, aber lange nur ausschnittsweise gezeigter Episodenfilm ¡Qué viva México! weist noch in vielem auf die Tradition europäischer Amerikabilder zurück, wie auch das Selbstverständnis des Regisseurs als "moderner Christoph Columbus" verrät. Vor allem in der ersten Episode und im Epilog erscheint Mexiko als wilder Garten Eden oder als unverändert archaischen Land, wo nach einem 1929 geprägten Wort von Anita Brenner hinter christlichen Altären stets Idole lauern. Gleichzeitig wirkte Eisensteins fragmentarisches Werk jedoch traditionsbildend für das mexikanische Kino, etwa indem es die Bildsprache der Moralisten in Filmsprache übersetzte.
Buñuels Melodrama "Los olvidados" (1950) reagiert dagegen bereits auf eine weit entwickelte nationale Filmkultur. Gegen deren Vorliebe für grandiose Landschaftsaufnahmen und volkstümliche Szenen setzt es schockierende Bilder aus den Armenvierteln der Hauptstadt, auf denen Kakteen inmitten moderner Ruinen stehen, Kinder in konsequenter Untersicht und dadurch auf einer Stufe mit Tieren erschienen, Mütter ihre Madonnenaura verlieren und Heiligennischen leer blieben. Entsprechend bleibt auf der Handlungsebenen des Films das Ereignis eines Aufstieges oder Ausbruchs der "Vergessenen" dauerhaft aus.
Gallenbergers Kurzfilm "Quiero ser" wiederum, der 2001 einen Oscar erhielt, setzt sich umgekehrt erkennbar von den harten mexikanischen Großstadtelend der neunziger Jahre ab. In seinem streng konzentrischen Aufbau, seiner besonders im Leitmotiv der Luftballons traditionellen Bildsprache und einer kontrastiven Sujetfügung ("rückwärtsgewandter mexikanischer Träumer" vs. "moderner europäischer Aufsteiger") zeichnet er ein poetisches Bild der Straßenkinder in der Megalopole, das europäische Zuschauer abermals mit "exotischen Settings" bedient.
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