Meinen Feind verteidigen
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Im April 1977 plante die Amerikanische Nazi-Partei eine Demonstration in Skokie im amerikanischen Staat Illinois, in dem sich eine der größten Gemeinschaften von Holocaust-Überlebenden niedergelassen hat. Das Vorhaben löste eine heftige Debatte aus, die Aryeh Neier in seinem Buch Meinen Feind verteidigen erläutert. Selbst ein Kind jüdischer Herkunft, dessen Familie 1939 aus Berlin fliehen musste, entschloss er sich als Vorsitzender der American Civil Liberties Union, das Recht auf Demonstration zu verteidigen. Das eigene Dilemma beschrieb er mit den Worten: "Wie kann ich, als Jude, mich weigern, die Freiheit zu verteidigen, selbst wenn es die der Nazis ist?"Das Buch von Aryeh Neier ist heute dringender und notwendiger denn je. Seine Verteidigung der Meinungs- und Gedankenfreiheit ist eine Warnung. In diesem Jahrhundert, in dem die Konflikte und Ausschweifungen des vorigen Jahrhunderts gelöst und überwunden werden sollten, weitet sich die autoritäre Bedrohung aus. Die politische, wirtschaftliche und soziale Ungleichheit hat sich verschärft, Freiheiten, die wir als selbstverständlich angesehen haben, werden von Fake News und Extremismus bedroht. Wer die Belagerung, Verfolgung oder Zerstörung der Institutionen und des Rechts miterlebt hat, findet in Neiers Buch ein Echo der Vernunft. Wer die Gefahren für die Demokratie und Bürgerrechte unterschätzt, für den sind Neiers Worte sogar noch relevanter. Lärm zu machen allein, genügt nicht. Es muss ein freies und offenes Aufeinandertreffen von Wahrheit und Falschheit ermöglicht werden."Karina Sainz Borgo
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