Mein Bild des Vaters
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Ich habe meinen Vater, der Pfarrer war, nicht gekannt. Obwohl ich also in einer normalen, weltlichen Familie aufgewachsen bin, habe ich mich immer als Pfarrerskind bezeichnet und auch so gefühlt. Denn der tote Vater war anwesend, er hat unser Leben bestimmt, er hat befohlen, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen, er hat uns beobachtet, ob wir die Gebote achten, nicht lügen noch stehlen, ob wir beten und folgen. Er war für mich der himmlische Vater, eigentlich mit Gott gleich zu setzen.
In diesem Buch habe ich versucht, meinen Vater zu finden, so wie er vielleicht wirklich war mit allen Schwächen und Stärken. Vor allem bin ich der Frage nachgegangen, warum er sich 1938 als Militärpfarrer anstellen ließ, wozu ihn niemand gezwungen hat. Auch suchte ich eine Antwort auf meine Frage, warum er in der verzweifelten Lage um Stalingrad bei seiner Kompanie blieb und sozusagen seine Familie geopfert hat.
Ich nehme an, daß es anderen Kindern, die im Krieg ihren Vater verloren haben, ähnlich ergeht wie mir: der Unbekannte begleitet einen, er ist da und nicht da. Er beeinflußt das Leben auf eine imperative Art. Wir sind ein Teil von ihm, ohne ihn zu kennen.
Dieses Buch ist der Versuch, meinem Vater zu begegnen und mit ihm ins Gespräch zu kommen. Ich habe das mit historischen Fakten und mit meinen Gedanken gemacht, zum Teil in Form von Gedichten, dort wo die prosaische Sprache versagt.
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