Märtyrerlegenden im NS-Film
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Die in diesem Band versammelten Beiträge analysieren die drei im Jahr der Machtübergabe an die NSDAP produzierten und uraufgeführten Filme "SA-Mann Brand", "Hitlerjunge Quex" und "Hans Westmar". Jenseits der arkanpolitischen Bündnisabsprachen zwischen verschiedenen Machteliten aus Industrie, Großgrundbesitz, Finanzwesen, Verwaltungsbüro kratie und Militär mit Vertretern der Parteioligarchie themati sieren diese drei Filme den öffentlichen Durchsetzungsprozeß der NSDAP im "Kampf um die Straße" gegen den politischen Gegner aus den Reihen vor allem der kommunistischen Arbei terbewegung. Die "Parteifilm" -Trilogie des Jahres 1933 bringt den Propagandamythos des "unbekannten SA-Manns" sowie die von Goebbels inspirierten Märtyrerlegenden um Horst WesseI und Herbert Norkus auf die Leinwand. Als nationalsozialisti sche Selbstdarstellung der noch kaum abgeschlossenen "Kampfzeit" gewähren diese Filme unter bestimmten methodi schen Voraussetzungen Einblick in die subjektive Verfaßtheit des "Bewegungs" -Faschismus, indem sie Deutungsmuster ei ner unmittelbar vergangenen politischen Realität vorrangig den eigenen Parteigängern im Medium einer Spielfilmhand lung anbieten: Da der kommerzielle Erfolg in hohem Maße von der Glaubwürdigkeit der Sujetdarstellung vor den Augen des Großstadtpublikums abhängt, wird große Sorgfalt auf die Stim migkeit der Fabelerzählung, die Schilderung des sozialen Mi lieus und die Präsentation typischer Familienkonflikte und Mo tivkonstellationen verwendet. In diesem Sinne wird in diesem Band versucht, die im unmittelbaren Kontext von Zeit, Ort und Akteuren des "Kampfs um die Straße" erfolgte Verfilmung fa schistischer Märtyrerlegenden als zeitgeschichtliche Quelle zu nutzen.
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