Märchenblumen und der süße Reiz der Sage
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Es mag manch heutigen Leser überraschen, aber bei den Zeitgenossen, den kindlichen wie den erwachsenen, war das 'Deutsche Märchenbuch', das Ludwig Bechstein 1845 herausgebracht hatte, weitaus beliebter als die 'Kinder- und Hausmärchen' der Brüder Grimm. Dreizehn Auflagen seiner Sammlung erschienen allein zu Bechsteins Lebzeiten, und auch nach seinem Tod hielt der Erfolg des Werkes (das inzwischen, verdientermaßen, in 'Ludwig Bechstein's Märchenbuch' umgetauft war) noch lange an. Und das ist durchaus erklärlich, denn Bechstein ist ein wunderbarer Märchen-Erzähler: frisch und keß, voll Humor und Sprachwitz, doch wo's sein darf, auch zart und anrührend. Dabei hatte er sich in diese Märchenwelt erst relativ spät eingearbeitet, denn eigentlich verstand er sich als Sagen-Forscher, der in seiner Heimat Thüringen, aber auch auf seinen Reisen, unermüdlich solch alten Volks-Erzählungen nachspürte und 1853 denn auch sein gewaltiges, 1000 Sagen aus allen Regionen umfassendes 'Deutsches Sagenbuch' vorlegte.
Doch Ludwig Bechstein, der gelernte Apotheker und studierte Historiker, der den größten Teil seines Lebens, zunächst als herzoglicher Bibliothekar, zuletzt als Leiter des Hennebergischen Gesamtarchivs, in Meiningen verbracht hat - er war, über seine Märchen und Sagen hinaus, auch auf anderen literarischen Gebieten tätig: Er schrieb Novellen und Romane, historische und landeskundliche Studien, Reiseskizzen und Wanderbücher und, als später Romantiker, auch stimmungsvolle Gedichte.
Heiko Postma gibt einen Einblick in das Leben und Schaffen dieses vielseitigen und liebenswürdigen Poeten. Zudem wird ausgiebig zitiert - aus Bechsteins Briefen und Schriften, doch vor allem, versteht sich, aus seinen Sagen und Märchen.
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