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Feinsinnig und Couragiert verbindet Darja Serenko Poesie und politischen Aktivismus. Bekannt sind ihre Plakate mit feministischen, widerständischen oder alltagspoetischen Statements, mit denen sie und Gleichgesinnte 2016 im urbanen Russland unterwegs waren und dabei die Reaktionen aus der Öffentlichkeit dokumentierten. Darja Serenko ist auch an der horizontal organisierten Feminist Anti-War Resistance beteiligt, die sich deutlich gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine positioniert und bei all der Härte des Regimes versucht, widerständig zu bleiben.
Nun ist beim Suhrkamp Verlag ein zweiteiliges Buch von Darja Serenko erschienen. Im titelgebenden Teil erzählt sie lakonische Geschichten von jungen Frauen, die ihr Dasein in den staatlichen Kultureinrichtungen fristen. Es ist eine absurde patriarchale Welt, in der zwar sporadische Solidarität aufblinkt, sonst aber Misogynie, Bürokratie und Machtspielchen vorherrschen. Im Hintergrund surrt das anschwellende autokratische Rauschen.
Den zweiten Teil des Buches begann Darja Serenko zu schreiben, als sie wegen eines Protests für 15 Tage in Haft war. Zwischen die Schilderungen des Gefängnisalltags schieben sich Prosagedichte, Satiren und Essays. Es sind Texte aus der Zeit nach der Eskalation zum grossangelegten Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine: eine wütende und schmerzhafte poetische Auseinandersetzung mit der Gewalt, die der Krieg vor allem für Frauen und queere Menschen bedeutet, dabei wirft Darja Serenko Fragen nach Verantwortung und Schuld auf und reflektiert über Exil, Aktivismus und Widerstand.
Wie der erste Teil «Mädchen und Institutionen» richtet sich auch der zweite Teil «Ich wünsche Asche meinem Haus» eigentlich an Leser*innen in Russland, kann dort aber nicht erscheinen. In der Übersetzung von Christiane Körner liegt er nun dem deutschsprachigen Publikum vor und vermittelt diesem eine Ahnung des Dilemmas zwischen Mitmachen und Widerstand, in dem sich die Bevölkerung Russlands aktuell befindet.