(Post-)migrantische Flanerie
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Die literarische Funktionsform der Flanerie in interkulturellen Texten der
Gegenwart erfährt zur Jahrtausendwende eine Renaissance. Literarische Flanerien
basieren auf Narrativen zum Wechselverhältnis von Wahrnehmung
und Reflexion bei einer sich im urbanen Raum bewegenden Erzählinstanz.
Die Studie untersucht anhand beispielhafter Analysen, wie das Verfahren
der literarischen Flanerie neue Formen der ästhetischen Stadtwahrnehmung
prägt. Die ausgewählten Erzähltexte zeichnen sich auf raumsemantischer
Ebene durch folienartige Überlagerungen von Stadträumen aus: Aus einer
Stadt werden viele Städte. In diese schreiben sich Lebensgeschichten ein, die
jedoch nicht durch binäre Oppositionen gestaltet, sondern durch Strukturen
der Überlappung geprägt sind. Zustandsbeschreibungen werden durch dynamische
Wahrnehmungsmuster und Bewegungspraktiken ersetzt. Den Texten
liegt ein Erzählverfahren zugrunde, das sich nicht der Stiftung von Kohärenz
verpflichtet, sondern Differenz- und Abweichungserfahrungen der Figuren im
urbanen Raum ausstellt. Mit dem literarischen Verfahren der Flanerie werden
zu Beginn des 21. Jahrhunderts neue Erzählweisen über Migration und Stadt
ausgelotet, die in dieser Studie als Teilaspekt einer , (post-)migrantischen Ästhetik'
in der Gegenwartsliteratur verstanden werden.
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