Learning by Dewey?
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Wohl kaum ein ausländischer Kollege nach Rousseau und Pestalozzi hat die deutschen Pädagogen so stark beschäftigt wie der amerikanische Philosoph, Psychologe und Pädagoge John Dewey. Seit den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts gilt Dewey als richtungsweisender reformpädagogischer Ideengeber und Kulminator einer modernen wissenschaftlichen Pädagogik, in der Natur und Belange des Kindes zum Ausgangspunkt schulpraktischer Überlegungen und erziehungswissenschaftlicher Fragestellungen werden. Schlagworte wie Demokratisierung, learning by doing, Projektunterricht oder reconstruction of experience stehen hier im Mittelpunkt des Interesses.
Schon ein erster Blick in die deutsche Rezeption seiner Texte zeigt jedoch, dass Skepsis angebracht ist: In vielen Fällen sind aus Emphase oder aus Zurückweisung Sichtweisen entstanden, die dem Original kaum noch ähneln, bestenfalls Überformungen, zumeist aber Vereinnahmungen und Funktionalisierungen darstellen. Dabei sind die zögerliche Übertragung ins Deutsche, nachlässige Übersetzungen, Irrtümer und Missverständnisse in der Textaufnahme ebenso als Ursachen anzuführen, wie oberflächlich durchgeführte Interpretationsverfahren oder Separat-Auslegungen zwecks retrospektiver Trendabsicherung.
Nicht zuletzt war und ist die Beschäftigung mit Dewey immer auch ein Politikum: Nach 1919 und 1945 gezielt zur Demokratisierung eingesetzt, kann die Rezeption seiner Pädagogik immer auch als Gradmesser für die deutsch-amerikanischen Beziehungen verstanden werden, pädagogischer Pragmatismus als Anzeichen einer generellen Skepsis gegenüber letztgültige Erkenntnisse, Dogmen oder illegale Herrschaftsansprüche.
So gesehen ist die Deweysche Pädagogik nach wie vor unbekannt.
'Learning by Dewey' ist 2001 zunächst im Klinkhardt-Verlag erschienen, alle Rechte sind im September 2019 an den Bodem Verlag übergegangen
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