Kulturhistorische Betrachtungen des Klabautermanns - Sechstes Bändchen
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Totenglaube und Baumkult sind im deutschen Volksglauben fest verankert und müssen folglich zwingend in die Überlegungen zur sagenhaften Herkunft des Klabautermanns einfließen. Seine Erschaffung hängt entscheidend davon ab, wie er aufs Schiff kam. Etliche Sagen geben Auskunft darüber, auf welchem Wege die Seele von Toten in Verbindung mit Holz zum Geist wird und in das Schiff gelangt. Mehrfach überliefert ist, dass der Klabautermann erst in das Schiff einzieht, nachdem es von der Mannschaft in Besitz genommen wurde. Das geschieht auf vielfältige Art, immer aber in geheimnisvoller Verknüpfung mit Schiffbauholz.
Logisch erscheint die Feststellung, dass nicht jedes Schiff einen Klabautermann besaß, denn nicht auf jedes Schiff geriet eine Menschenseele, die zum Schiffsgeist werden konnte. Umso ärgerlicher ist es da, wenn infolge zweier verschiedener Hölzer zwei Klabautermänner an Bord gelangten. Landeten zufällig zwei Klabautermänner auf einem Schiff, dann wetteiferten sie stets um dessen "Besitz".
Die häufigsten Aufenthaltsorte des Klabautermanns sind der Laderaum und der Platz unter der Ankerwinde. Am liebsten scheint er jedoch im Zwischendeck beim Zimmermann zu sein. Zu seinen ungewöhnlichen Aufenthaltsorten gehören das Haus des Reeders oder Kapitäns, ja sogar der Pferdestall eines Bauern.
Von jeher inspirierte der sagenumwobene Klabautermann zahlreiche Schriftsteller zur dichterischen Neubearbeitung seiner Person. In der angelsächsischen und französischen Literatur spielte er seit Ende des 18. Jahrhunderts, in der deutschen seit 1821 eine bedeutende Rolle.
Die großen deutschen Dichter HEINE, GERSTÄCKER, STORM und FONTANE verbreiteten die Kunde von dem kleinen Schiffsgeist und seinem sagenumwobenen Wirken - und eine Vielzahl Autoren benutzte den inzwischen bedeutsam gewordenen Klabautermann als Zugpferd für ihre Werke. Dabei spielt er in den meisten davon nur eine Nebenrolle ...
Das vorliegende Sechste Bändchen ist das einzige dieser Reihe, in welchem wir auf die belletristische Klabautermann-Literatur eingehen. Dabei stellen wir fest, dass aus der dichterischen Freiheit eine Fülle interessanter Eigenschaften und Verhaltensweisen des sagenhaften Schiffskobolds resultiert. Die Erlebnisse des Klabautermanns spielen sich in den Werken der 16 von uns ausgewählten Schriftsteller in den Bereichen Schule, Unsichtbarkeit, Zusammentreffen mit Menschen und in sonstigen Bereichen ab.
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