Kulturgeschichte der Neuzeit Die Krisis der Europäischen Seele von der Schwarzen Pest bis zum Ersten Weltkrieg
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Wir gelangen zum dritten Teil unserer Trilogie. Der »erste Abend« schilderte die Geburt des Menschen der Neuzeit, der zweite die Blüte dieser sonderbaren historischen Varietät, das Thema des letzten Abends ist der Tod der Neuzeit. Vermochten wir die »Inkubationszeit«, in der die Giftfrucht des modernen Gedankens ausgetragen wurde, nur im fahlen Schein einer gruseligen Winternacht zu erblicken, hatte für uns die Welt der Renaissance die Unwirklichkeit eines funkelnden gottfernen Fiebertraums und die Menschheit der Reformation nur die Realität eines dumpfen zerknitterten Holzschnitts, sprach das Leben der Barocke zu uns wie die fremde Grimasse eines starren Marionettenspiels und die Seele des Rokokos wie der ferne Klang eines müden Herbst- und Abendlieds, erschien uns sogar das vertraute Milieu der Klassiker im Halblicht eines verdämmernden Spätnachmittags und die so nahe Französische Revolution im gespenstischen Strahlenkegel einer Zauberlaterne, so verschwindet mit dem Untergang des letzten Märchenkönigs, den Europa erblickt hat, jede magische Fernwirkung, der entkörpernde Glanznebel fällt von den Gestalten und Ereignissen, alles wird intim, familiär, kompakt, konkret, die Helden, die das Drama »Weltgeschichte« weiterspielen, verwandeln sich aus unheimlichen Gerüchten, dunkeln Legenden, Schattenbildern, die der Weltgeist auf einen mysteriösen Hintergrund wirft, in Privatexistenzen, fix Angestellte, Straßenbekannte, die sich ansprechen lassen und auf alles antworten, denn sie sind aus demselben Material gemacht wie wir selbst. Mit dem Wiener Kongreß beginnt die Geschichte der Gegenwart.
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