Kultur und Identität
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Bekannt war und ist der österreichische Schriftsteller Joseph Roth als kulturkonservativer Kritiker der Krisenjahre zwischen den Weltkriegen und als wehmütiger Romancier der untergegangenen k.u.k-Monarchie. Auch die Forschung trug zur Tradierung dieses Bildes bei, indem sie sich immer wieder den Inszenierungen von Heimat und Heimatlosigkeit in Roths literarischen und journalistischen Texten widmete. Ausgeblendet wird so freilich die widersprüchliche Gleichzeitigkeit zwischen einer rückwärts gewandten Heimatnostalgie einerseits und einer offensiven Aufkündigung traditioneller Bindungen andererseits - eine Ambivalenz, die gerade die Bedeutung des Werks von Joseph Roth ausmacht. Denn erst vor dem Hintergrund dieser Ambivalenz lässt sich die zentrale Fragestellung Roths erschließen: Wie können kulturelle Identitäten ohne eindeutige heimatliche Fundierungen - sei es geographischer, religiöser, historischer oder ideologischer Art - aussehen? Roths Antworten auf eben diese Frage auszuloten, ist das Ziel der hier vorliegenden Interpretation. Der Band präsentiert Roths AuseinanderSetzung mit hybriden Kulturen und vielschichtigen Identifikationen anhand signifikanter literarischer Szenarien: Untersucht werden Szenarien der ethnischen, der nationalen und der europäischen Grenzziehung, Szenarien der kulturellen Repräsentation sowie schließlich Szenarien der Migration, der Diaspora und des Nomadismus.
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