Konstruktivistische Anthropologie und das pädagogische Problem der Verantwortung
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Diplomarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Pädagogik - Wissenschaft, Theorie, Anthropologie, Note: Sehr gut, Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Institut für Pädagogik), Sprache: Deutsch, Abstract: Der Aufbau dieser Arbeit gliedert sich in vier Hauptteile. In Kapitel I wird die radikal- konstruktivistische Anthropologie anhand von Systemtheorie, kybernetischer Epistemologie, Beobachtertheorie, radikal- konstruktivistischem Wissenschaftsverständnis in Abgrenzung zu einem naiven Realismus und dem Begriff der Viabilität entfaltet.Die Ergebnisse werden in Kapitel II erweitert, indem der Einfluss der Gesellschaft bei der individuellen Konstruktion von Wirklichkeit hervorgehoben wird (Radikal- konstruktivistische Sozialtheorie). Kapitel III widmet sich der Kritik des naturwissenschaftlichen Paradigmas in der Psychologie und Pädagogik. Es zeigt sich, dass empirische wie rationale Definitionen des menschlichen Wesens gänzlich zurückfallen auf die relative Ebene einer historisch- konkreten Sprachgemeinschaft, innerhalb derer sie hervorgebracht und akzeptiert werden. In Kapitel IV werden die Konsequenzen bezüglich verantwortlichem Handeln (Praxis) in der Pädagogik herausgearbeitet: Die Klärung des philosophischen Begriffs "Verantwortung", die Frage nach der Willensfreiheit und der Umgang mit "prinzipiell unentscheidbaren Fragen" (Von Foerster) bilden die Grundlage für die Einsicht, dass die Normativität päd. Ziele nur als geschichtlich- konkrete Normativität einen Sinn haben kann: sie ist nicht objektiv und daher auch nicht unabhängig von in Gemeinschaft existierenden Menschen denkbar. Dieser sprachlich erzeugte Sinnhorizont einer Gesellschaft wird auch für den Pädagogen zur verbindlichen Vorgabe, insofern seine Existenz von ihr abhängt. Er muss sich immer wieder neu auf den Dialog und die Vermittlung von Sache und Kind, von Gegenwart und Zukunft, von Individuum und Gesellschaft als seine erzieherische Aufgabe einlassen. Die wissenschaftliche Orientierungshilfe für erzieherisches Handeln (päd. Theorie) kann aufgrund der Unvorhersehbarkeit von Entscheidungssituationen nur eine allgemeine Ethik und genauer eine Verantwortungsethik als handlungsleitendes Prinzip (Ethos) sein, deren Normativität nicht inhaltlich, sondern rein formal bestimmt ist. Der traditionelle Anspruch der Pädagogik, Praxis im Dienst an der PERSON des Menschen zu sein, wird durch den rad. Konstruktivismus, entgegen vieler anderer Behauptungen, erneuert. Er erweist sich als ein personalistischer Ansatz, der die konstruktive Freiheit des lebenden Systems Mensch beim Aufbau seiner Wirklichkeit gegenüber ihrer Bedrohungen durch zeitgenössisches, deterministisches Denken verteidigt.
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