Kommunikativ handeln auf Spanisch und Deutsch
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Nicht nur eine Fremdsprache, sondern auch die eigene Muttersprache lernen wir erst richtig kennen, wenn wir sie im Kontrast zu einer anderen sehen - und vieles, was uns dabei auffällt, ist nicht "der Sprache" als einem System von Regeln und als Repertoire von Ausdrucksmöglichkeiten an sich eigen, sondern das Ergebnis einer durch kulturspezifische Traditionen und Wertvorstellungen geprägten Entwicklung. Jedes Handeln - und damit auch jede Kommunikation als Kombination aus sprachlichem und nichtsprachlichem Handeln - wird wesentlich durch Konventionen bestimmt. Konventionen sind historisch gewachsen, veränderlich, meist nicht kodifiziert und nicht verbindlich. Sie werden im Laufe der Sozialisation durch Nachahmung erlernt und sind daher kulturspezifisch - und in diesem Falle decken sich Sprach- und Kulturräume nicht, wie an Verhaltensunterschieden zwischen Angehörigen verschiedener spanischsprachiger oder deutschsprachiger Länder oder Regionen leicht erkennbar ist (man denke nur an die Begrüßung). Die Befolgung von Konventionen macht Verhalten vorhersehbar, ihre Missachtung kann aber zu Irritationen zwischen Kommunikationspartnern oder gar zum Kommunikationsabbruch führen. Daher ist beim Übersetzen und Dolmetschen nicht nur die Kenntnis grammatischer und lexikalischer Regeln, sondern auch die Beherrschung sprachlicher und nichtsprachlicher Verhaltenskonventionen unabdingbar. Anhand eines Korpus aus authentischen spanischen und deutschen Texten vergleichbarer Textsorten (Paralleltexten), deren Auswahl sich an der Praxis des professionellen Übersetzens orientiert, wird im vorliegenden Buch "Sprachwirklichkeit" analysiert. Als Vergleichsgrund dient die kommunikative Funktion einer Äußerung. Wir fragen also z.B.: Welche sprachlichen Formen werden im Spanischen bzw. im Deutschen bevorzugt, wenn jemand etwas erzählen, berichten, beschreiben oder schildern will, oder wenn Gegenstände klassifiziert werden sollen? Wie unterscheiden sich die Konventionen spanischer und deutscher Beurteilungen, Aufforderungen oder Überredungsäußerungen? Wie stellt man sich einer Person vor? Das Ergebnis ist eine kontrastive Stilistik, in der auch die klassischen Probleme aller Spanischlernenden aus funktionaler Perspektive neu betrachtet werden, wie z.B. der Gebrauch von ser und estar und des Artikels, Tempus und Aspekt, die Stellung des Adjektivs, Indikativ und Konjunktiv oder der Unterschied zwischen explikativen und spezifizierenden Relativsätzen.
Folgt in ca. 2-3 Arbeitstagen