Kommentar
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Der »Lucidarius« ist das erste deutschsprachige Kompendium, das sich einer umfassenden Wissensvermittlung verpflichtet weiß. Die gezielte Weitergabe von Natur-, Welt- und Heilswissen durch einen unbekannten clericus an ein illiterates Publikum, das mangels Sprachkenntnissen nicht an lateinischen Bildungsgütern partizipieren kann, basiert auf der augustinischen Theologie und stellt sich als Weg vom Dunkel der Unwissenheit zum Licht der wahren Erkenntnis dar. Das Werk baut auf den wichtigsten lateinischen Sachbüchern des 12. Jahrhunderts auf (Honorius Augustodunensis, »Elucidarium«, »Imago mundi«, Rupert von Deutz, »De officiis ecclesiasticis«, Wilhelm von Conches, »Philosophia«), allesamt Bestseller des Jahrhunderts. Der naturkundliche Teil darf als Rekurs auf die geistige Auseinandersetzung mit den neuen rationalistischen und naturphilosophischen Ideen der Schule von Chartres verstanden werden. Alle heterogenen Quellen werden mittels einer Dialogstruktur unter didaktischen Gesichtspunkten nach einem der mittelalterlichen Bibelexegese verpflichteten Plan zu einer neuen trinitarisch ausgerichteten Gesamtkonzeption zusammengefügt. Ziel des Kommentars ist es, neben dem Abdruck der jeweiligen lateinischen Quelle die Vermittlerfunktion des Werkes zu verdeutlichen und seinen literarischen, philosophischen und theologischen Standort zu bestimmen. Dabei zeigt sich auch das Profil des Autors sowie seine schöpferische und sprachliche Leistung im Kontext der Literatur des 12. Jahrhunderts.
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