Kleiner. Feiner. Leichter
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Seit Robert Musils Einschätzung, dass es sich bei Franz Kafka um einen Spezialfall des Typus Robert Walser handele, hat es zahlreiche Versuche gegeben, Walsers Schreiben in den Kanon moderner Literatur einzugliedern. Sein Status des Außenseiters und die erfolglos verlaufende schriftstellerische Karriere, die in der Anstalt Herisau ihr tragisches Ende fand, werden in vielen dieser Lesarten zu Emblemen einer negativen Ästhetik des Scheiterns, und so wird der kleine Robert Walser ein Großer deutschsprachiger Dichtung.
Eben diese Beziehung von Erfolg und Scheitern, Größe und Kleinheit, Ruhm und Vergessenheit versucht Jörg Kreienbrock anders zu denken. Entlang einer genauen Lektüre von Walsers Prosatexten untersucht er ästhetische Konzepte wie >Detail<, >Nuance<, >Höflichkeit< oder >Dilettantismus<, die es erlauben, die Singularität Walsers mit und gegen seine Liebhaber zu verteidigen. Analog zum Bild des erfolglosen Schriftstellers, des irrenden Spaziergängers und der nuancierten Höflichkeit, ist Walsers Vorgehen weder als revolutionärer Umsturz im Sinne der ästhetisch-politischen Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts zu denken noch als unreflektierte Affirmation bestehender Konventionen. Walsers »kleine Moderne« geht höflich und dilettantisch vor. Sie gerinnt zu keiner Methode und keinem Programm. Nuanciert besteht sie auf dem feinen Detail, der kleinen Abweichung, der leichten Differenz.
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