Kleinbahnreise über die Insel Rügen 01
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Wer heute mit dem "Rasenden Roland" eine Dampfzugfahrt von Putbus nach Göhren unternimmt, ahnt kaum, wie weitläufig und kleinbahnartig das Schmalspurnetz auf der Insel Rügen einstmals war. Vielfältig war gleichfalls der Fahrzeugpark. Von den B-Kupplern aus den Anfängen der Rügenschen Kleinbahnen erlebten nur zwei den Übergang an die Deutsche Reichsbahn im Jahr 1949 mit. Schon früh waren sie durch D-Kuppler und Mallet-Maschinen im aufblühenden Bäderverkehr und vor den immer länger werdenden gemischten Zügen auf der Süd- und der Nordstrecke abgelöst worden, so daß ihnen zuletzt nur ein Gnadenbrot zwischen Fährhof und Altenkirchen verblieb. Unter DR-Regie erschienen bald allerlei andere, vor allem sächsische Fahrzeuge, wie z.B. die Gelenklokomotiven der Gattung IV K, zwei von Burg nach Putbus umbeheimatete 1'D-Maschinen mit ihren eigenen Tücken oder die 1'E'1-Neubaulokomotiven.
Nach der Wende durchlebte der Rasende Roland wechselvolle Zeiten, bis er endlich im Jahr 2008 die Basis für einen soliden, zukunftsträchtigen Betrieb fand. Unter den jeweiligen Betreibern wie auch durch Bestrebungen um den Nostalgieverkehr waren und sind weitere, historisch interessante Fahrzeuge zu erleben. Mittlerweile sind es 53 Maschinen, die seit 1950 über das Rügener Schmalspurnetz dampften oder noch heute dampfen. Beschrieben werden sie von einem passionierten Lokführer, der auf vielen dieser Dampfloks schon selbst gefahren ist und dem Leser plausibel erläutert, daß sich hinter einer gemeinsamen Gattung mitunter Lokomotiven mit ganz individuellen Eigenheiten verbergen.
Ebenso vielschichtig, jedoch weitaus weniger erforscht war und ist der Wagenpark. Bereits die Rü.K.B. legten sich einen großen Bestand zu, um die immensen Transporte landwirtschaftlicher Frachten, von Bodenerzeugnissen sowie Bau- oder Brennstoffen zu bewältigen bzw. dem regen Fremdenverkehr gerecht zu werden. Genügten in der Anfangszeit noch zweiachsige Plattformwagen, teils mit Salonabteil für gehobene Gäste, so erschienen auf Rügen bereits 1911 die ersten schmalspurigen Vierachser. Mit hellen, großfenstrigen "Sommerwagen" und sogar mit Speisewageneinheiten aus je zwei kurzgekuppelten Reisezugwagen gestalteten die Rü.K.B. ihren Gästen eine Reise mit der Kleinbahn höchst angenehm und komfortabel. Nach dem 2. Weltkrieg kamen vorwiegend sächsische Reisezugwagen auf die Insel, wie z.B. die Oberlicht-, Traglasten- und die Großfensterwagen, aber auch zwei schmucke Weyer-Wagen aus dem Jerichower Land. Zwar existieren die meisten von ihnen schon längst nicht mehr, allerdings stehen etliche noch heute - von Grund auf modernisiert - Tag für Tag auf der Bäderbahn im Einsatz. Überaus große Bedeutung hatte bis Ende der 60er Jahre außerdem der Güterwagenpark, der sich in erster Linie aus offenen bzw. geschlossenen Zweiachsern aus der Zeit der Jahrhundertwende zusammensetzte. Kurze Zeit liefen auf Rügen auch einige von anderen Netzen zugereiste Vierachser. Basis des Wagenkapitels bildeten die jahrelangen Forschungen der "Interessengemeinschaft Wagen", ergänzt um zahlreiche Erkenntnisse, die sich aus dem Auftauchen vieler bislang unbekannter Fotos ergaben.
Um die Strecken, Stationen, ihre Gleisanlagen und Gebäude wird es im zweiten Band der Rügenschen Kleinbahnreise gehen, um die legendäre Nordstrecke Bergen - Altenkirchen, um die oft stiefmütterlich behandelte Südstrecke Altefähr - Putbus, um die weithin beliebte, noch heute aktive Bäderbahn Putbus - Göhren und nebenbei um die normalspurige Nebenbahn Bergen - Putbus - Lauterbach mit ihren interessanten Fahrzeugen. Alles einsteigen bitte!
Folgt in ca. 2-3 Arbeitstagen