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Kirsehir

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Im Jahre 1944 wurde durch die türkische Regierung eine größere Zahl deutscher Emigranten und Nichtemigranten in anatolischen Städten interniert, darunter auch der Autor, damals Professor für Indologie am "Institut für Sprachen, Geographie und Geschichte" in Ankara (heute: Dil ve Tarih-Cografya Fakültesi der Universität). Kirsehir, diese alte und beinahe noch mittelalterliche Stadt, die unter dem Einfluss der von Atatürk eingeleiteten Maßnahmen zur Modernisierung des Landes ihren Charakter und ihre Sitten schrittweise veränderte, interessierte ihn als Orientalisten. Über ein Jahr untersuchte er - gleichsam als moderner Evliya Celebi - die Stadt, interviewte vom Räuberhauptmann bis zum Müfti viele Leute von Bedeutung, erfaßte die noch greifbaren mündlichen Überlieferungen, studierte archäologische Dokumente und zeichnete verschiedene historische Objekte. Das Werk enthält damit einzigartige Informationen zu einer anatolischen Kleinstadt und ihrer Bewohner Mitte der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts, die von kaum zu überschätzendem Wert für Kulturhistoriker und Orientalisten sind. Das Buch enthält vier Kapitel. Es beginnt mit einer Beschreibung der Geographie und Geschichte der Stadt, den archäologischen Funden und historischen Gebäuden. Das Zentrum der Stadt bilden ein noch nicht ausgegrabener kleiner Burghügel und heisse Quellen, die bereits im Neolithikum besiedelt waren. Einen Höhepunkt erlebte Kirsehir vor allem im 12. und 13. Jahrhundert: Es war damals ein kulturelles Zentrum und berühmt vor allem durch Ahi Evran, einen Mystiker und Begründer eines Derwisch-Ordens der Handwerker, und Asik Pasa, einen berühmten Dichter und Politiker. Es folgt eine Beschreibung der einzelnen Stadtteile, ihrer unterschiedlichen sozialen Struktur und ökonomischen Grundlagen sowie ihrer Bewohner. Kirsehir ist eher eine Ansammlung von Dörfern und Weilern längs eines kleinen Flusses, als eine richtige Stadt. Im dritten Kapitel werden detailliert die Landwirtschaft, Handwerk und Handel beschrieben und untersucht. Moderne Verfahren der Produktion waren noch recht selten. Fast alle Bewohner der Stadt besaßen Grund und Boden und etwa 20% der Bevölkerung lebten direkt von der Landwirtschaft, die meisten als Pächter nach uraltem orientalischen Brauch. Die Stadt war trotzdem das Handelszentrum für die umgebende Region. Der vierte Abschnitt ist der Kultur gewidmet, wie sie sich u.a. in der Gestaltung der Gebäude, in den sozialen Aktivitäten und alten Sitten, im hiesigen literarischen Leben und in religiösen Praktiken ausdrückt. Auch Spuren der vergangenen historischen Epochen lassen sich nachweisen. Einige spezielle Paragraphen sind unter anderem den Arbeitern, den Frauen und den Schulkindern gewidmet. Neben den alten Traditionen von Adels- und Kaufmannsfamilien, die ihre Ahnen über Jahrhunderte zurückverfolgen können, zeigen sich hier die Ansätze des Neuen. Die moderne Türkei ist erst im Entstehen! In den Anhängen findet man kurze Beschreibungen alter Sitten, Volkslieder, Sprichwörter, griechische Inschriften und verschiedene andere Informationen.
Folgt in ca. 2-3 Arbeitstagen

Preis

70,00 CHF