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Kindheit und Gesellschaft in Indien

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Jeder Mensch muß die Grenzen zwischen sich und den anderen herausfinden. Aber das geschieht eben auf kulturell verschiedene Weise. Schopenhauers Parabel vom Zusammenleben der Igel ist hilfreich, dies zu verstehen: Die Igel nähern sich einander an, um Wärme zu finden, bis sie von den Stacheln des anderen abgewiesen werden und neu zu frieren beginnen. In Indien würde man sagen, daß man für die Wärme des anderen mehr Schmerz durch die Stacheln hinnimmt, in Europa zieht man die Kälte des Abstands vor. Jeder Mensch muß auch die Grenzen zwischen Weiblichkeit und Männlichkeit herausfinden. Die europäische Kultur ist durch die Geschlechterbilder der antiken Skulpturen geprägt, die Männer und männliche Götter als muskulös zeigen. Demgegenüber sind die Körperbilder der indischen Tradition viel androgyner, wenn man an Buddhas vollen Leib und seine Brüste denkt oder an die Doppelgeschlechtlichkeit des Gottes Shiva.' Sudhir Kakar, in: Die Zeit
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