Gesamtausgabe. 27: Predigten 1915
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1915 zeigen sich bei Barth erste deutliche Spuren der Abkehr von den liberalen Anfängen und der Hinwendung zu jener Theologie, die dann in den beiden Auslegungen des Römerbriefs allmählich ihre Gestalt gewinnt. Die nahezu allsonntägliche Predigt des Safenwiler Pfarrers ist Schauplatz einer Theologie im Werden. Die sorgfältig ausgearbeiteten Niederschriften der Predigten sind das unmittelbarste und ausführlichste Zeugnis der Entwicklung ihres Autors. Die beiden bisher in der Gesamtausgabe erschienenen Predigt-Jahrgänge 1913 und 1914 dokumentieren noch mehr oder weniger ungebrochen den 'Schulsack': die begierig, wenn auch eigenständig übernommene Theologie, die Barth bei seinem Marburger Lehrer Wilhelm Herrmann gelernt hatte. Dazu kam vom Sommer 1914 an sein Ringen um eine angemessene Interpretation des Weltkriegs. Mit dem Jahr 1915 brechen sich, noch sporadisch und zögernd, neue Einsichten Bahn. Eine handfeste Bezogenheit auf den Alltag des Dorfs ist unvermindert spürbar, die Herausforderung durch den Krieg bleibt weiterhin auf der Tagesordnung, tritt aber deutlich zurück. Die Auslegung des biblischen Texts ist noch nicht Barths zentrales homiletisches Anliegen. Aber in manchen Zügen, so etwa in der jetzt öfters verwendeten Rede vom 'lebendigen Gott' (Hermann Kutter) ist die Suche nach einer fundamental neuen Orientierung spürbar. So sind die Predigten dieses Jahres neben ihrer erfrischenden Lebens- und Gemeindenähe mit gelegentlich sehr temperamentvoll-kritischen Ausbrüchen ein theologiegeschichtliches Dokument von Rang. Nur eine einzige von allen Predigten dieses Jahrgangs wurde bisher gedruckt, ihre vollständige Veröffentlichung schließt eine Lücke.
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