Julius Bittner
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Excerpt from Julius Bittner: Eine Studie
Freund über den andern. Und das darf bekannt lich nicht sein. Über einen Künstler dürfen ja, so will es das Herkommen, nicht die Warmgewordenen, sondern nur die Kühlgebliebenen schreiben, nur die Femstehenden, nicht die Nahegekommenen. Aber vielleicht kann ein Bächlein wie dieses einmal be weisen, daß nur Wärme und Nähe den Menschen aufschließen und daß das rechte Erkennen einer künst lerischen Erscheinung nicht dem geflissentlich Di stanzierten, sondern nur dem liebevoll Vertrauten ge geben wird. Wirklich verstehen kann den Künstler nur, wer ihm auch menschlich verbunden ist, die Krisen seiner Arbeit, aber auch die Beglückungen seiner guten Stunden miterlebt, nicht nur die Re sultate, sondern auch die Bedingungen und das Werden des Schaffens. Und vielleicht beweisen diese Blätter auch, daß damit nicht unbedingt Blindheit und Schön färberei verknüpft sein muß, nur daß, was die "oh jektiven als Mängel und Schwäche ansehen, von einem, den die Anziehung des Werks , zum Freunde seines Schöpfers gemacht hat (und nicht umgekehrtl), ganz anders als integrierendes Element seines Wesens, ja oft als das Bedingend-e seines Positiven verstanden wird. Wo sie es nicht sind, sondern aus Hemmungen der Äußerlichkeit kommen, wird der nahe Gefährte vielleicht unduldsamer sein als der parteilose Kritiker, der dem Julius Bittner alles vorwerfen wird, was ihn verhindert, der Richard Strauß zu sein, während ich'm'ich nur gegen alles wende, was ihn hindert, ganz der Julius Bittner zu sein. (oder zu werden.) Mag sein, daß ich deshalb ihm gegenüber erbitterter bin als mancher seiner strengsten Beurteiler, gerade weil er mir wert ist und weil mir mitten im Wahnsinn dieser Zeit seine Erscheinung eine der wenigen bedeutet, die eine Hoffnung auf bessere Menschlichkeit lebendig erhalten. Ganz abgesehen davon, daß ich nun einmal zum "parteilosen'kritiker nicht tauge. Immer wieder gibt mir Oscar Wilde mit seinem Wort recht: "nur über Dinge, die einen nichts angehen, kann man un parteiisch urteilen. Das ist auch der Grund, Warum ein unparteiisches Urtei'. Niemals Wert hat. Bittner geht mich etwas an. Und mir liegt daran, daß er auch den Leser dieses Buches angehe. Daß die "gerechtig keit darunter leidet, glaub' ich nicht einmal. Aber wichtiger ist mir, daß die Wahrheit und die Liebe nicht leiden: der Blick eines geprüften Auges und die Einfühlung eines geprüften Herzens. Und die gedeihen nicht bei einem, der sich als "vorgesetzter des Künst lers dünkt. Die Duse hat einmal zu Hermann Bahr ge sagt: "aber Sie! Sie sind ja gar kein Kritiker Sie sind unser aller guter Kameradl Ich wünschte mir sehr, daß die Musiker von mir ein Gleiches sagen. Aber der Leser, der gewohnt ist, von Objektivität, von Gerechtigkeit, von Distanz zu hören und all diese schönen Dinge für schätzbare Eigenschaften des Musik schrift-stellers zu halten der Leser muß vor einem, der nichts von alledem hat, gewarnt werden. I 1 R. Sp. Wien, April 1921.
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