Johannes Hinderbach (1418-1486)
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Johannes Hinderbach (1418 - 1486), Bischof von Trient, hat die Texte seiner umfangreichen Bibliothek mit Tausenden von Randglossen versehen. Sie bieten in Inhalt und Form Gelegenheit, seinen geistigen und emotionalen Horizont weitgehend zu rekonstruieren: das Rechtsstudium in Wien und Padua, die Karriere als Sekretär und Diplomat am Hof Kaiser Friedrichs III., schließlich die Erhebung zum Reichsfürsten an der Nahtstelle zwischen germanischem und romanischem Kulturkreis. Die Randbemerkungen erhellen die Endphase des Basler Konzils, die Neuordnung des Verhältnisses von Reich und Kirche, das Kreuzzugsprojekt seines Kollegen aus der kaiserlichen Kanzlei Enea Silvio, Papst Pius II., nach der Eroberung von Konstantinopel 1453. Sie geben auch intime Auskunft über den Bruch in Hinderbachs Biographie: sein rabiates Vorgehen gegen die jüdische Gemeinde in Trient (1475), Kehrseite einer verheerenden Sehnsucht nach Erlösung als Versuch, einen Kinder-Kult um das "Opfer", den kleinen Simon, zu etablieren. Diese letzte Erfüllung blieb ihm versagt - Hinderbachs Marginalien liefern uns Bausteine für seine Gefühls- und Gedankenwelt, sein Erinnerungsvermögen, sein Räsonieren über Gegenwart und Vergangenheit, Männer und Frauen, Türken und Juden, Sünde und Sühne, Schuld und Einsamkeit: eine echte "Selbst"-Biographie.
"... an important and intriguing study." John Van Engen, in: Renaissance Quarterly 59 (2006)
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