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Johann Georg Hamann (1730-1788), der Name des Königsberger Autors - Freund und Gegner Kants, hat noch heute einen besonderen Klang. Seine Schriften wirken oft dunkel und schwierig, doch sie verdanken sich einer deutlichen Intention: Hamann gehört in die Tradition des Denkens im Zeichen einer coincidentia oppositorum, die sich entschieden jedem Systemzwang entgegenstellt. Niemand hat die Ambivalenzen der Aufklärung schärfer gesehen als Hamann, niemand klarer erkannt, daß es keine Vernunft ohne Sprache gibt. In der heute so gefährdeten alteuropäischen Weisheitsüberlieferung kommt Hamann ein singulärer Rang zu. Von Herder, Goethe und Jacobi reicht die Kette der Hamann-Leser über Schelling, Grillparzer und Ernst Jünger bis zu Isaiah Berlin und Botho Strauß. Hamann-Lektüre entzieht sich den Versuchungen der Gegenwart: der Transparenz, der vereinfachten Sprache, dem Konformismus und dem Moralismus. Hamann ist deshalb weit mehr als eine "literarhistorische Kuriosität ersten Ranges" (Egon Friedell), er ist ein Seismograph: "Man muß wieder Hamann lesen, um zu lernen, daß Geist aus Rissen und Sprüngen entweicht (...)" (Botho Strauß).
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