Inwiefern ist das heute interessant? Erinnerungen an den stalinistischen Gulag im 21. Jahrhundert
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Die Auseinandersetzung mit Erinnerung und Vergangenheit boomt - nicht nur in der Wissenschaft, auch in der Popularkultur. 'Wahre Begebenheiten' liefern den Stoff, aus dem Romansujets und Filmhandlungen gestrickt werden. Das dient der Unterhaltung eines internationalen Publikums, gleichzeitig werden aber auch Erinnerungen an die dargestellten Ereignisse und Personen aktualisiert. Nina Frieß untersucht in "Inwiefern ist das heute interessant?" Erinnerungen an den stalinistischen Gulag im 21. Jahrhundert", wie das in Bezug auf die stalinistischen Repressionen im Allgemeinen und die Arbeitslager der Stalinzeit im Besonderen geschieht. Das Untersuchungskorpus umfasst drei Produktionen, die auf kanonischen Texten der sowjetischen Lagerliteratur basieren: die 2009 in Perm' uraufgeführte Oper 'Ein Tag im Leben des Ivan Denisovic' nach der gleichnamigen Povest' Aleksandr Solzenicyns, die 2007 auf Rossija erstausgestrahlte TV-Serie 'Das Erbe Lenins', die Leben und Werk Varlam alamovs inszeniert, sowie den internationalen Spielfilm 'Within the Whirlwind' (2009), der Motive aus Evgenija Ginzburgs Biografie bearbeitet. Hinzu kommen Texte, die nicht aus der klassischen Lagerliteratur hervorgegagngen sind, sondern einen anderen Zugang zum Thema suchen: Sergej Lebedevs 2011 veröffentlichter Roman 'Der Himmel auf ihren Schultern' sowie eine Reihe von Kriminalromanen (2008 ff.) angelsächsischer Autoren, deren Sujet in der Sowjetunion der Stalinzeit angesiedelt ist. Die Autorin untersucht, welche Inhalte vermittelt und wie die stalinistischen Repressionen im Allgemeinen und die Arbeitslager im Besonderen dargestellt werden. Neben dieser materialen, medienimmanenten Dimension betrachtet sie in dem zweiten Schritt die soziale Dimension des jeweiligen Mediums. Dafür analysiert sie, wie die einzelnen Texte, Filme und die Oper von der russischen, aber auch von anderen Erinnerungsgemeinschaften rezipiert werden, und ob ihnen - von ihren Produzenten, aber auch von ihren Rezipienten - eine erinnerungskulturelle Funktion als Gedächtnismedium zugesprochen wurde. Abschließend wird untersucht, ob es den Medien gelingt, Erinnerungen an die Repressionen unter der Herrschaft Stalins zu aktualisieren und inwiefern sie zu gesellschaftlichen Auseinandersetzungen über dieses Thema beitragen.
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