In Margine
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Jenes Adorno zugeschriebene Wort "Auschwitz fängt da an, wo einer im Schlachthof steht und sagt: Es sind ja nur Tiere" ist zu steil, zu sehr von Wut geprägt. René Steininger agiert da ganz anders. Gleich einem Pathologen eruiert er kühl die endogenen, exogenen und iatrogenen Noxen, und diese klinische Kälte camoufliert das genuin Poetische vollkommen. Umso größer die Wucht, mit der das Entsetzen dann aus der Deckung kommt und über vegetative Kanäle auf unser Bewusstsein trifft.Steininger verwendet dabei die dem jeweiligen 'Fall' exakt angepassten Instrumente (vulgo literarische Formen). In der Vielzahl der Textsorten und rhetorischen Mittel (von A wie Anapher bis V wie Vergleich) spiegelt sich die Vielfalt der Wesen und ihrer jeweiligen Habitate, die alle auf diese Weise - ganz im Hegelschen Sinne - in den Erscheinungsformen der Sprache sinnlich erfahrbar werden.Der Titel IN MARGINE ist natürlich Programm, geht es doch um die randständige Tier- und Pflanzenwelt, die somit ins Zentrum des ganzen Buches rückt. Eine andere, vielleicht intelligentere Lesart des Titels aber verweist umgekehrt auf den Menschen, der nur noch als Zaungast 'am Rande' erscheint.
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