"Im Wirtshaus ist heut Maskenball..."
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Faksimile mit einem Begleitheft im Schmuckschuber.
Aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs waren bislang nur wenige Zeugnisse von Marieluise Fleißers Leben bekannt. Auch ihr Nachlaß enthielt keine Arbei ten aus dieser Zeit. Um so überraschender war der Fund, den Klaus Gültig, der Neffe der Autorin, vor einigen Jahren machte. In der Wohnung von Marieluise Fleißer, die nach ihrem Tod von seiner Mutter bewohnt worden war, entdeckte er in einem Schrank ein liebevoll gestaltetes Bilderbuch im Folio-Format, das offenbar aus dem Jahr 1942 stammt. Der Titelwidmung zufolge war es für die kleinen Neffen Klaus-Dieter und Gerd bestimmt, erreichte die beiden Kinder jedoch nie.
Das Album enthält eine ebenso spielerische wie kunstvolle Collage von Figuren, die Marieluise Fleißer aus Modezeitschriften ausgeschnitten und mit kleinen Landschaftsrequisiten zu spielerischen Handlungen zusammengestellt hat - durchsetzt mit witzigen Gelegen heitsversen. Zwar trägt das Bilderbuch einen deutlich privaten Charakter, erscheint zugleich aber als Kontrapunkt zum niederdrückenden Alltag der Kriegs- und Nazi-Zeit, als Marieluise Fleißer von der literarischen Öffentlichkeit abgeschnitten war.
Die Publikation legt das Album als Faksimile in originaler Größe vor, ergänzt durch ein Beiheft. Darin erinnert sich Marieluise Fleißers Neffe Klaus Gültig an die Begegnungen mit seiner Tante in der Kindheitszeit.
Eva Pfister, die mit Günther Rühle den Nachlaßband von Fleißers Gesammelten Werken herausgegeben hat, schildert die biographischen Begleitumstände jener schweren Jahre, während Annette Hülsenbeck als ausgewiesene Kennerin der damaligen Zeitschriften- und Modeszene das lebhafte Interesse beleuchtet, das Marieluise Fleißer zeitlebens Kleidern und Stoffen entgegengebracht hat. Dabei wird auch rekonstruiert, woher die Einzelteile der Collage des Bilderbuches stammen.
Das Album wird erstmals auf dem Erlanger Poetenfest Ende August 2014 vorgestellt.
Marieluise Fleißer (1901-1974) entstammte einer Handwerkerfamilie in Ingolstadt, besuchte eine Klosterschule und begann 1920 in München Theaterwissenschaft und Germanistik zu studieren. Durch Lion Feuchtwanger kam sie in Kontakt mit Bert Brecht, der sie bestärkte, für das Theater zu schreiben.
1926 wurde ihr erstes Stück 'Fegefeuer in Ingolstadt' in Berlin uraufgeführt und erzielte einen Überraschungserfolg. Es folgten produktive Jahre mit zahlreichen Veröffentlichungen in Zeitschriften und Zeitungen, einem Erzählungsband ('Ein Pfund Orangen'), einem Roman ('Mehlreisende Frieda Geier'), einem Reisebuch ('Andorranische Abenteuer') so - wie einem weiteren Theaterstück 'Pioniere in Ingolstadt' (1928), das durch Brechts provokante Inszenierung einen Skandal auslöste. 1933 landeten ihre Bücher auf der Liste des 'zersetzenden Schrifttums', aus dem Jungstar der Weimarer Republik wurde eine verfemte Autorin. Sie schrieb zwar weiter, doch ohne Möglichkeit der Publikation. Erst der Erzählungs band 'Avantgarde' bewirkte 1964 die Wiederentdeckung ihres Werks. Es kam zu Neuaufführungen ihrer Stücke und 1972 zur Herausgabe ihrer Gesammelten Werke in drei Bänden.
Marieluise Fleißer starb am 2. Februar 1974 in Ingolstadt.
Der Herausgeber:
Karl Manfred Fischer, Gründer und Leiter des Erlanger Poetenfests (1980-2002), war mit Marieluise Fleißer persönlich bekannt.
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