Hieroglyphische Märchen
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Eine Scheherazade, die ihren Zuhörer gleich in der ersten Nacht mit einem Kissen erstickt, eine Königstochter, die niemals geboren wurde und von einem Prinzen geliebt wird, der neben allen Vollkommenheiten nur den Makel hat, tot zu sein, eine Hexe, die sich mit ihren siebzehntausend Ehemännern in einem tür- und fensterlosen Turm eingeschlossen hat - der Exzentriker Horace Walpole (1717-1797), als Autor des »Schloss von Otranto« Erfinder der gothic novel, der englischen Gruselgeschichte, beweist in seinen aberwitzigen Märchen, dass die Grenzen der Logik nicht die Grenzen des Erzählens sind. Vielmehr geht es erst richtig los, wenn die Verpflichtung zur Wahrscheinlichkeit ausgeschaltet wird.
Der deutsche Romantiker August Wilhelm Schlegel fand Geschmack an diesen rätselhaft verschlungenen Geschichten und fertigte 1800 eine Übersetzung von Walpoles Märchen an, erkannte aber sehr genau, dass hier nicht eine »frei gaukelnde Phantasie« am Werk ist, sondern »Kombinationen des mit Bewußtsein absichtlichen Verstandes« immer wieder neu zusammengestellt werden: mehr ein Spiel der freigelassenen Vernunft als ein romantischer Traum.
Mit einem Nachwort von Norbert Miller. Übersetzt von August Wilhelm Schlegel.
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