Hessen schamlos
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Schamlos sein heißt, etwas zu entblößen, das man eigentlich verhüllen sollte. Wer schamlos ist, gebärdet sich als unzivilisierter Barbar, weil er zeigt, dass er die Tabus, die Regeln und Vorschriften, die der Prozess der Zivilisation hervorgebracht hat, nicht kennt oder absichtsvoll ignoriert. Denn es gehört zum gepflegten Umgang des Menschen mit seinesgleichen, dass er individuelle, kollektive oder kulturelle Empfindlichkeiten und Tabus respektiert. Schamlos handeln bedeutet deswegen, Grenzen zu verletzen. Doch von Zeit zu Zeit ist es notwendig, dass Barbaren auftauchen, die bestehende Grenzen einreißen und das dahinter Liegende zur Schau stellen, weil es selbst schamlos ist.Die nassauische Freifrau, die im 17. Jahrhundert einen Bürgerlichen heiratet, handelte für ihre Zeit gewiss schamlos, als sie ihre Handlung mit den Worten begründete: "Ich bin eine freie Frau." Die Zeit aber adelte ihre Handlung, und so wurde sie selbst zum Schrittmacher der Zivilisation."Hessen schamlos" spürt an vielen Orten in der Landesgeschichte verwegenen Taten nach, die Schamgrenzen überschritten, und bewertet sie neu - ohne zu erröten.Aus dem Inhalt:Die Drosselgasse in Rüdesheim - Das Busenattentat auf Adorno - Der Abriss der Kasseler documenta-Treppe - Freikörperkultur in Hessen - Das Hilchenhaus in Lorch - Die Weihnachtsbeleuchtung in Marburg - Eintracht Frankfurt - Der Handkäs' - Nitschs Blutsuppe - Burschenschaften - Die Deutsche Bank: schamlos zwischen Peanuts und Mannesmann - Der ausschweifende Schuster in Hersfeld - Justus Liebigs schamlose Geschäfte - Das Brennelementewerk in Hanau - Das Hindenburg-Grabmal in Marburg - Seume als Soldat - Ein Katzenklavier in Kassel - atire vor Gericht - Münzfälschungen in Kassel - Jerome: Napoleons Bruder in Kassel
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