Herrschaftsfreie Gesellschaften
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Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1, 3, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit dem Begriff der Anarchie wird verschiedenstes, oft auch fremdes, ideologisches Gepäck transportiert. Anarchie wird in der Alltagssprache mit Chaos und Regellosigkeit gleichgesetzt. Anarchie gilt als ein System ohne Ordnung und Regulierung in allen Bereichen der Gesellschaft. Doch dies entspricht nicht der wirklichen Bedeutung des Begriffes. Aber woher rührt die Faszination für die Anarchie, für anarchische Systeme? Auffällig in der Tradition der Herrschaftstheorien ist, dass die Erklärung und die damit verbundene Rechtfertigung einer bestimmten Herrschaftsordnung, häufig den "Ursprung" von Herrschaft sucht. Der Ursprung, welcher mit der Setzung gesellschaftlicher Ordnung überhaupt identifiziert wird, wird häufig in einem herrschafts- und gesellschaftslosen Zustand, der "Anarchie", gesehen.
So schrieb bereits der französische Soziologe und Rechtswissenschaftler Tarde vor über hundert Jahren: "Jede neue Form der Zivilisation beginnt mit egalitären und uniformen Gemeinschaften ... dann (entsteht) Schritt für Schritt, eine grundlegende Ungleichheit, Vorbedingung einer soliden Organisation" (Tarde 1890:80f, zitiert nach Stagl 1974:11). Ist die egalitäre Gesellschaftsform tatsächlich die erste Stufe der sozialen, der staatlichen Organisation einer Gesellschaft? Oder ist dieses Theorem ein überholtes? Was charakterisiert diese angeblich uniformen Gesellschaften am Anfang der "Entwicklung"? Wieso fasziniert die Vorstellung einer herrschaftslosen Gesellschaft bis heute? Diese Fragen sollen im Verlauf der Arbeit aufgegriffen und diskutiert werden.
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