Heinz Frank: Ich kehre mir den Rücken zu und trete in mich ein
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Der Eigen-Epigone
Georg Schöllhammer
Das Souterrain, ehemals eine Bäckerei in der Wiener Guntherstraße, nahe den Kleingärten der Schmelz und deren »Schutzhaus zur Zukunft«, ist der Schauplatz eines von Bildern, Skulpturen, verschiedenartigsten Wahrnehmungsapparaten, Objekten, Möbeln, Teppichen und Steinen sowie anderen Fundstücken aufgeführten Schauspiels, dessen Hauptdarsteller zum Beispiel das Nichts, die Unendlichkeit des Lochs, des Kreises, der seinem Mittelpunkt ewige Treue schwört, sind. Körper, die in sich sind, von Spiegeln erblickt, die nichts anderes als zueinander gewandt in ihre eigene Leere blicken.
Das Stück schreitet nur langsam voran, Jahrzehnte lang schon, seine Akteure und Charaktere, seine Figuren wechseln ihr Aussehen, tauschen ihre Teile gegen einander, fügen sich zu neuen Wesen. Sein Regisseur, oder Arrangeur, sein Autor, sein Requisiteur sowie Souf¿eur tritt unter dem Namen »Der Eigen-Epigone« dort auf: Heinz Frank.
Fast sein ganzes Leben lang hat er sich an diesem Ort eingehaust, zwei Stockwerke höher, in einer Wohnung, die der Elektrotechniker - und dann von Ernst Plischke am Wiener Schillerplatz gelehrte Architekt, Bildhauer, Zeichner und Sprachkünstler - mit seiner Mutter bewohnte und dann wieder bezog. Diese Wohnung ist die Schatulle, in der Heinz Frank den Schlaf der Vernunft denkt. Sie ist wie ein Anzug angemessen an seinen Körper und an seinen Wunsch zurückzutreten in ein Innerstes.
Oft werden die Wesen auch anderswo engagiert: in Museen und Galerien, in Buchhandlungen und Juweliergeschäften, in Bars oder in Büchern. Aber viele von ihnen kehren dann immer wieder in die Guntherstraße zurück. Ihre Namen sind ihr Beginn und ihr Ende. Mikropoeme, Aphorismen, Haikus gleich, auf Zetteln in Versalien von ihrem Bauherrn notiert, beschreiben sie ihren Zustand, oder sind vielmehr der eigentliche Grund für ihre physische Existenz. In ihre Formen, die aus den Worten entstehen, schreiben sich immer wieder auch Abdrücke und Eindrücke des Körpers ihres Gestalters ein. Oder aber er schreibt seinen Körper aus ihnen heraus, weil er ihn in einer abgelegten Sache zufällig schon vorfindet.
Dieses Buch hält - mit dem Blick des Fotografen Wolfgang Thaler - einen Moment dieser Szenerie fest. Und es fixiert die Objekte gewordenen Spuren eines Denkens am Körper und der Unmöglichkeit vieler Sprachen, dieses Denken zu beschreiben, an einem Bild-Ort.
Dem Eigen-Epigonen Heinz Frank ist es gewidmet. Ich kenne nicht viele Menschen wie ihn, Künstler schon gar nicht.
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