Heinrich Lautensack: Ein Requiem
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Frank Wedekind wurde am 12. März 1918 unter großer öffentlicher Anteilnahme auf dem Münchner Waldfriedhof beerdigt, ein sowohl medien- als auch rezeptionsgeschichtlich besonderes Ereignis. Heinrich Lautensack, vormals wie Wedekind Mitglied der Elf Scharfrichter und inzwischen als Filmschriftsteller tätig, filmte die Beerdigung und nannte sich am Grab einen Schüler des verstorbenen Autors. Spätere Schilderungen skandalisierten dieses Ereignis durch nachträgliche Zuschreibungen und Übertreibungen, indem sie es unter Hinweis auf Lautensack unter pathologischen Vorzeichen darstellten und das Geschehen zunehmend fiktionalisierten. Unter diesen Vorzeichen wurde bisher auch der kaum bekannte, 1919 veröffentlichte Drehbuchentwurf Ein Requiem gelesen. Er wird hier in einer kommentierten kritischen Neuedition vorgelegt, um einer adäquaten Auseinandersetzung mit diesem singulären Rezeptionszeugnis zur Wirkung Wedekinds eine Grundlage zu schaffen. Ein breit angelegter Anhang bietet Materialien zum Verständnis der Kontexte und zur Genese der skizzierten Legendenbildung, darunter unveröffentlichte oder unbekannte Dokumente, die neues Licht auf Lautensacks Dokumentarfilmprojekt werfen, aber auch anekdotische Erinnerungen von Zeitgenossen, die deutlich machen, wie stark der historische Kern eines Ereignisses, Tod und Begräbnis eines Autors, in der Literaturgeschichte überformt werden kann.
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