Heilige Landschaft
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Heilige Landschaft und Heiliger Berg sind die Themen dieses Bandes, der dank der interdisziplinären Zusammenarbeit ausgewiesener Wissenschaftler einen weiten Horizont zu eröffnen vermag. Die Landschaften, welche der Pilger auf seiner Reise nach Mekka durchquert, werden beim arabischen Dichter und Mystiker Ibn al-Farid (gest. 1235) zu einem symbolischen Raum, in welchem der Mensch das Ewige - auch in sich selbst - erkennt. Irdische und göttliche Schönheit sind nicht voneinander zu trennen. Der Sufi-Mystiker erlebte - nicht anders als die Taoisten in China - in der Natur ein kosmisches Spiel, in welchem sich die innere und die äussere Welt gegenseitig spiegeln. Mikro- und Makrokosmos berühren einander und werden eins.
Seit Urzeiten gelten Natur und Landschaft als beseelt. Flüsse, Quellen und Berge sind von Göttern und Geistern bewohnt. So führt die Seelenreise der Schamanen, welche die südlichen Abhänge des Himalaja bewohnen, zu bestimmten Orten der umliegenden Landschaft. Hier nimmt der Schamane Kontakt auf mit den Ahnengeistern, um so die kosmische Ordnung wiederherzustellen und die Kranken zu heilen. Es ist die göttliche Präsenz, welche den Berg oder die Landschaft auszeichnet und zum heiligen Raum werden lässt. Fast immer gilt ein solcher Ort als axis mundi, als Mittelpunkt und Verbindung verschiedener Welten.
Auch unser Planet Erde ist heilige Landschaft. Wie war es möglich, dass gerade hier Leben entstehen konnte? Wer über den Ursprung der Jahrmilliarden dauernden Entwicklung des Lebens auf der Erde nachdenkt, spürt das Geheimnis, ja das Wunder, das dieser Entwicklung zugrunde liegt.
Eranos blickt auf eine lange Tradition zurück. Seit der Gründung 1933 steht die Tagung im Zeichen der Begegnung der Kulturen, aber auch des Dialogs zwischen den Geistes- und Naturwissenschaften, wobei der Psychologie und der Religionswissenschaft eine wichtige Mittlerrolle zukommt. Die Beiträge des vorliegenden Bandes setzen diesen Dialog fort. Die Autoren kommen aus den verschiedensten Fachgebieten. Doch entsteht gerade aus dem Zusammenwirken ihrer unterschiedlichen Perspektiven etwas Neues und Einheitliches, etwas, das geeignet ist, inmitten unserer zerrütteten und bedrohten Welt Ordnung und Sinn zu vermitteln.
Inhalt
Renate Jacobi: Symbolische Dimension einer Landschaft. Arabien in der Dichtung des späten Sufismus
Hubert Herkommer: Welt, Wald, Wiese. Geistige Horizonte der Raumerfahrung im Mittelalter
Stefan Maul: Götterberg und Stufenturm. Berge und Gebirge im Denken der altorientalischen Hochkultur
David G. Senn: Über den Ursprung des Lebens auf unserem Planeten
Andreas Schweizer: Chinas Berge - zwischen Himmel und Erde. Der Geist des Tao und das Fenster zur Ewigkeit
Alban von Stockhausen: Ritual und Raum im Schamanismus Ostnepals
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