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Hansische Geschichtsblätter

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Excerpt from Hansische Geschichtsbla¿tter: Jahrgang 1890-1891 Als Sie, meine geehrten Herren die Sie von ferne zu uns gekommen sind, aus der Halle des Bahnhofes in das Freie hinaus traten da bot sich Ihren Blicken ein altertümliches Städtebild, wie es malerischer kaum ein anderer Ort Deutschlands aufweist. Im Vordergrunde zeigt sich ein altes Stadtthor, dessen massige Formen an römische Bauwerke erinnern. Hinter ihm lassen mit Flaggen geschmückte Schifi'smasten das Vorhandensein eines Flusses erkennen, an dessen stadtseitigem Ufer sich eine lange Reihe von Häusern erstreckt viele von diesen durch treppenv förmig sich aufbauende Giebel geziert. Überragt werden sie von hochgelegenen, im Backsteinrohbau aufgeführten Kirchen, deren Türme ihre schlanken Spitzen hoch in die Lüfte erheben. Und als Sie dann die Stadt selbst betraten und durch enge, oft in krummen Linien verlaufende Strafsen wanderten werden Sie noch an manchen Stellen verwandte Bilder geschaut und erkannt haben, dafs sich in Lübeck in gröfserer Zahl als in den meisten anderen, ehemals zur Hansa gehörigen Städten aus alten Zeiten stammende Bauwerke erhalten haben. Es sei mir gestattet, Sie durch eine kurze Schilderung auf die bemerkenswertesten der selben aufmerksam zu machen und hierbei auch der Ver änderungen zu gedenken, die an ihnen im Laufe der Jahrhunderte vorgenommen sind. In zwei Jahren werden seit der Gründung unserer Stadt drei Viertel eines Jahrtausends verstrichen.sein, denn im Jahre 1143 errichtete Graf Adolph von Schaumburg, nachdem er die im Osten Holsteins ansässigen Wagrier bezwungen hatte, auf dem mit Wald bestandenen, zwischen den Flüssen Trave und Wakenitz belegenen Höhenrücken eine Burg und eine kleine Ansiedlung. Auf sie übertrug er de'n Namen Lübeck, den bisdahin eine von Slawen bewohnte, traveabwärts an der Schwartau belegene Stadt geführt hatte. Den zum Anbau bestimmten nicht sehr geräumigen Grund und Boden scheint er der Kirche über tragen zu haben, da diese noch späterhin von den beim Beginn der Ansiedlung bebauten Plätzen eine Abgabe zu erheben hatte. Seine Anlage hatte aber keinen langen Bestand, denn als sie 1157 durch eine Feuersbrunst zerstört ward, verliefsen die Be wohner ihre bisherigen Wohnstätten und errichteten sich solche von Neuem in einer von Herzog Heinrich dem Löwen an der Wakenitz gegründeten Stadt, die nach ihm den Namen Löwen stadt erhielt. Als es zwei Jahre darauf dem Herzog gelang, den Grafen Adolph zur Abtretung des alten Stadtgrundes zu bewegen, kehrten die Bewohner alsbald nach ihm zurück. Fort an entwickelte sich die Stadt mit ungewöhnlicher Schnelle. Sie verdankte solches neben der günstigen Lage, die es den See schiffen ermöglichte, an ihrem Gestade zu laden und zu löschen, wohl vornehmlich der Vergünstigung, die ihr Herzog Heinrich durch Verleihung der Rechte der Stadt Soest gewährte. Nach meiner Ansicht bestanden diese an erster Stelle in der urkund lich nachweisbaren Überlassung eines von allen Abgaben be freiten Grund und Bodens an die Stadtgemeinde, wie denn auch bei der gleichfalls mit den Rechten der Stadt Soest begünstigten Neustadt Hamburg ausdrücklich der liberae areae Erwähnung geschieht. Der Besitz eines freien Stadtgrundes bildete' die Grundbedingung für das Recht der Gemeinde, selbständig An ordnungen über seine Verwertung und Benutzung zu treffen, mithin auch die Verwaltungsorgane zu schaffen, die hierzu erforderlich waren, und sie mit den nötigen Befugnissen aus zurüsten. Es dürften daher die Einsetzung eines Rates, seine Berechtigung, durch Anordnungen und erkannte Strafen für die Sicherheit des städtischen Verkehrs zu sorgen sowie die Aus übung des Marktrechts nicht als gesonderte Verleihungen, sondern als Folgen, die sich aus der Zuteilung des freien Grund und Bodens von selbst ergaben, zu betrachten sein.
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