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«Sehr geehrter Herr Walter! Es ist nun schon fast ein Jahr her, daß mich Ihre Erzählungen im Band begleiten, nachdem ich sie mir, einem Hinweis von Gunter Böhmer folgend, in einem Zürcher Antiquariat erstanden hatte. Und seit dieser Zeit hatte ich mir auch vorgenommen, Ihnen zu schreiben, wie gut mir diese kleinen Pretiosen gefallen haben und wie lebendig sie mir seit der ersten Lektüre noch in Erinnerung sind.»
(Siegfried Unseld an Hans Walter, 21. September 1952)
Zum Thema seiner Prosa der 1940er-Jahre hat Hans Walter den Alltag erklärt, den der Schweizer Schriftsteller «trotz Krieg, Not und Unsicherheit wie im Schutze seiner Unbeachtetheit» (H. W., «Über sich selbst») fortbestehen sah. Doch gerade im Bewahren des Gewohnten und Tradierten deckte Walter auch das Abgründige und Zerstörerische auf. Der Roman «Güter dieses Lebens» (1953) folgt schonungslos den Verstrickungen einer Familie, die zwischen den Kriegen an ihrem Erbe zerbricht, und im Band «Kleiner Alltag» ergründet der Autor, wie die Last des Vergangenen seine tragikomischen Figuren zugleich niederdrückt und stabilisiert. Dokumente aus dem Nachlass - eine kurze Autogiografie, Auszüge aus den Tagebüchern und aus der Korrespondenz mit Briefen von Max Frisch, Eduard Korrodi, Carl Seelig und Emil Staiger - erhellen die sozialkritischen Absichten des Autors und werfen Licht auf die diffusen Erwartungen an eine Literatur aus der Schweiz in der Mitte des 20. Jahrhunderts.
Erscheint im September