Griechentum und deutscher Geist
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Seit dem 18. Jahrhundert war unter deutschen Neuhumanisten die Idee zur Forderung erhoben worden, daß es einen höheren menschlichen Sinn jenseits des bloß Utilitaristischen und Opportunen geben müsse - und man meinte, daß diese Forderung oberste pädagogische Priorität zu genießen habe. Darin bestand die vielleicht herrlichste deutsche Mission zum Wohle Europas, die freilich von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Als ob man bereits um 1800 geahnt hätte, welch ähnliches Los der eigenen Kultur beschieden sein würde, sympathisierten die meisten deutschen Bildungsbürger mit dem Schicksal der Hellenen wie Erkrankte, welche vom gleichen Leiden befallen seien. Man erkannte seine eigenen Besonderheiten bei den Hellenen wieder, dem einzigen Volk der Weltgeschichte, dessen Genialität und Zerrissenheit an die der Deutschen heranreichte. Mit dem Versagen des klassischen Lebensentwurfs jedoch war die historische Chance vertan, die Menschen der anbrechenden Moderne in geregelte, durch sichere Geschmacksurteile gefestigte Bahnen zu lenken und sie nicht sittlich, politisch und ästhetisch verkommen zu lassen. Frank Lisson erweist sich in diesem Buch als höchst kenntnisreicher Archäologe der deutschen Identität.
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