Göttlicher Wahnsinn und menschliche Besessenheit in Klaus Michael Grübers Inszenierung "Die Bakchen" an der Schaubühne am Halleschen Ufer 1974
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Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 1, 3, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Institut für Theaterwissenschaft), Veranstaltung: Einführung in die Analysemethoden der Theaterwissenschaft, Sprache: Deutsch, Abstract: Dionysos, der Gott des Rausches und der Begeisterung, der Raserei und des Wahnsinns, gelangt mit einer Schar seiner Anhängerinnen, den Bakchen, aus Kleinasien in die griechische Stadt Theben, wo er als Sohn der Semele, Tochter des damaligen Herrschers Kadmos und Schwester der Agaue, Autonoe und Ino, und des Göttervaters Zeus geboren wurde. Hier geschah ihm auch großes Unrecht, da die Schwestern der Semele, seine göttliche Herkunft leugneten. Daher hetzt er nun alle Frauen Thebens, darunter auch die Schwestern, in das Kithairongebirge, wo diese nun seinem Kult obliegen. Pentheus, der neue König Thebens und Sohn der Agaue, versucht diesen Zustand des Rausches zu unterbinden, indem er dem Rat des Dionysos, der ihm in Menschengestalt erscheint und deshalb von diesem nicht erkannt wird, folgt und als Bakche verkleidet auf den Gipfel des Kithairon zieht, um dort das Treiben der Frauen zu beobachten und eine Gelegenheit zum Sieg über diese auszukundschaften.
Doch die Bakchen entdecken den Voyeur und zerfleischen ihn in ihrem Wahn, allen voran die Mutter des Pentheus, Agaue. Mit dem aufgespießten Haupt ihres Sohnes kehrt sie nach Theben zurück, wo sie erkennen muss, dass sie in der Raserei ihren eigenen Sohn ermordet hat.
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Das Antikenprojekt der Schaubühne, ein gigantisches Unternehmen des Ensembles, dem eine Vorbereitung von einem Jahr vorausgegangen war, wurde in einer Messehalle in Berlin, im Philips-Pavillion, an zwei Abenden realisiert. Den ersten Abend bildete die "Übung für Schauspieler" unter der Leitung von Peter Stein, den zweiten Abend die Inszenierung der "Bakchen" von Klaus Michael Grüber.
Klaus Michael Grübers Interesse gilt jedoch weniger der Gegensätzlichkeit der beiden Antagonisten Dionysos und Pentheus, sondern dem "verschränkten ambivalenten Verhältnis" der beiden Figuren, so Henning Rischbieter in seinem Vorwort zu den Bakchen, wodurch sich ein Wechselspiel zwischen dem göttlichem Wahnsinn des Dionysos und der menschlicher Besessenheit des Pentheus ergibt, dem Gegenstand dieser Inszenierungsanalyse, die sich auf eine Videoaufnahme der Inszenierung stützt.
Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, wie das Motiv des göttlichen Wahnsinns und das Motiv der menschlichen Besessenheit in der Inszenierung umgesetzt wurden und welches Verhältnis zwischen diesen beiden Motiven besteht.
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