Geschlechterdings
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Der Text, der diesem Band den Titel gibt, «geschlechterdings, eine orgie», schlägt den Hauptton dieser «Gedichte» an - das Sprachspiel und das Spiel mit der Erotik stehen in ihrem Zentrum. Orgie, als poetische Methode verstanden, bedeutet Ausschweifungen und Turbulenzen in der Semantik, das Fremdgehen von Wörtern, ihr Zusammengehen (lat. «coitus») außerhalb ihrer gewohnten Verhältnisse, überraschende Verknüpfungen und Kombinatorik in der Sprache. Auch hinter der Moderates verneigenden Bezeichnung «Chansons» verbirgt sich schärfere Kost. «als chansons bezeichne ich gedichte, die meist auf eine eben chansonhafte vertonung hin geschrieben sind, also überwiegend mehr oder weniger eingängig gereimte strophenformen aufweisen - wenn auch eine reihe von ihnen an die grenze dessen (oder gar darüber hinaus) gehen mag, was als unterhaltend noch toleriert wird.» (g.r.) - In der Tat: Sie sind witzig, höhnisch, gotteslästerlich und obszön, und man wünschte ihnen, daß sie Volkslieder würden! Zum Beispiel, vom Autor auch in Musik gesetzt das herrlich anzügliche Chanson «ich küsse heiss den warmen sitz / da wo du breit gesessen bist...» Und die «Romanzen» schließlich, eigentlich Liebesgeschichten, bescherten Gerhard Rühm eine Anzeige wegen Verletzung der öffentlichen Sittlichkeit die Erstauflage seiner «thusneldaromanzen» (Eremiten-Presse 1968), die hier wieder zugänglich gemacht werden, wurde vorübergehend eingezogen. Zwar ist der Name der Frau einem Roman des von Rühm hochgeschätzten Barockdichters Caspar Daniel von Lohenstein entlehnt aber der Thusnelda-Zyklus ist darum nicht Parodie der Barocklyrik, sondern reinste schwarze Romantik. Der verführerische Eröffnungstext, «ferner duft und süße träume / schweben weben in dem raum», lädt ein zu zarten sadistischen Verruchtheiten...
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