Geschichte im Dienst der Stadt
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Im Spätmittelalter wird der gezielte Einsatz von Historie - in der zeitgenössischen Definition die "wahre Erzählung geschehener Ereignisse" in Wort oder Bild - zum routiniert angewandten Bestandteil politischen Handelns kommunaler Regierungen. "Geschichte im Dienst der Stadt" untersucht die Parameter, welche diese Entwicklung antrieben und bestimmten. Die regionale Bestandesaufnahme aller Geschichtswerke, die zwischen 1350 und 1550 aus den Kassen der Städte Freiburg, Bern, Luzern, Zürich und Basel finanziert wurden, und ihr Vergleich mit den amtlichen Historien Unterwaldens zeigen die Vielfalt der Formen und die auf unterschiedliche politische Kulturen verweisenden Entwicklungslinien. Gleichzeitig wird deutlich, dass sich bis Mitte des 16. Jahrhunderts keine Stadt den Vorteilen dieser vormodernen "Geschichtspolitik" zu entziehen vermochte. Chronik, Einträge im Stadtbuch und Ereignislied, Historienbilder, Inschriften und szenische Darstellungen führten die Vergangenheit als wahres Geschehen den Nachfahren vor Augen und forderten sie zur Nachahmung auf. Erzählt wurde diese Geschichte von Männern, die sich so in den Dienst der jeweiligen Kommune zu stellen suchten. Zur vorläufigen Kulmination gelangte der politische Einsatz amtlicher Historien während der frühen Phase der Reformation in der Eidgenossenschaft. Die Waffengänge von 1528 bis 1531 wurden vorbereitet und begleitet von einem intellektuellen Kampf, der mit Hilfe aller im Lauf des Spätmittelalters entwickelten Darstellungsformen von Geschichte geführt wurde. Die Untersuchung nähert sich der "longue durée" staatlicher Geschichtspolitik an. Deren Wurzeln liegen ebenso wenig im 19. Jahrhundert allein wie die Wurzeln des "modernen" Staats. In beiden Fällen steht das ausgehende Mittelalter gleichberechtigt neben den Umbruchsphasen des 18. und 19. Jahrhunderts.
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