Geschichte der Philosophie
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Ein Kernproblem der Ästhetischen Theorie Adornos besteht darin, dass die Kunst die Philosophie und umgekehrt die Philosophie auch die Kunst braucht. Dies hat seinen Grund darin, dass die Philosophie eine Disziplin ist, die nach Wahrheit sucht, sie aber nicht hat, andererseits die Kunst eine Sphäre ist, in der Wahrheit enthalten ist, nicht aber die Möglichkeit, diese zum Ausdruck zu bringen. Die Kunst braucht von der Philosophie die Erkenntnis und die Interpretation und die Philosophie braucht von der Kunst die Wahrheit, die sie erkennen und interpretieren will. Nun ist die Situation bei Adorno aber die, dass die Vermittlung letzten Endes nicht gelingt, weil die Wahrheit der Kunst mit den Begriffen der Philosophie nicht "dingfest" zu machen sei. In den Verweisungszusammenhang von Kunst und Philosophie schleicht sich ein Widerstreit ein. Kunst und Philosophie stehen daher in einem Zusammenhang, in dem sie ständig hilflos aufeinander verweisen, ohne sich wirklich näher zu kommen. Dieser Zustand nimmt kein Ende und verbleibt deshalb in einer Negativität, die nicht mehr aufgehoben werden kann. Will man darüber hinaus gelangen, muss eine andere Möglichkeit der Vermittlung in Erwägung gezogen werden. Eine solche Vermittlung ist in der "Visualisierung" systematischer und begrifflicher Zusammenhänge zu finden. Über Adorno hinausgehend ist in diesem Buch versucht worden, das Problem des ständigen hilflosen aufeinander Verweisens von Anschauung und Begriff dadurch zu lösen, dass dem begrifflichen Gerüst der Philosophie durch eine "Visualisierung" eine Existenzmöglichkeit auf der Ebene des anschaulichen Vorstellens gegeben wird. Mit anderen Worten: Dieses Werk versucht eine Erklärung des abstrakten Gedankens durch Bilder, d.h. durch schematische Zeichnungen zu finden. Diese Bilder sprechen zwar nicht für sich, wirken aber im Zusammenhang ihrer Kommentierung. Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Es geht nicht darum, Begriffe durch Anschauungen zu ersetzen, sondern darum, Begriffe in Anschauungen zu transformieren oder Begriffe mit Anschauungen zu komplettieren. Der Begriff des Bildes und die Metapher des Sehens spielen eine wichtige Rolle in der Geschichte des philosophischen Erkennens. So hat Platon das Erkennen als eine geistige Schau beschrieben und die Relation von Urbild und Abbild benutzt, um mit ihrer Hilfe das Verhältnis zwischen der intelligiblen und der sichtbaren Welt zu erklären. Der Gebrauch von Bildern ist im Platonischen Philosophieren also ein legitimes Erkenntnismittel, obwohl es andererseits auch als radikale Kritik des Bildes bekannt ist. Genauso ist Adorno auf der einen Seite ein entschiedener Kritiker des Bildes, auf der anderen Seite arbeitet er jedoch in seiner philosophischen Theoriebildung, wie schon Platon, ständig mit Bildern - angefangen von einfachen Metaphern über Gleichnisse bis zu verschiedenen Arten von Erzählungen und Mythen - und benutzt sie als Erklärungsmittel. Bilder (d.h. sowohl Sprachbilder als auch visuelle Bilder) erhalten in solchen theoretischen Ansätzen ihre Legitimation in dem Maße, in dem sie sich durch ihren Erklärungswert ausweisen können. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Platon die in seinem Liniengleichnis beschriebene Linie in den Sand gezeichnet hat, als er seinen Schülern den Unterschied und das Verhältnis zwischen der intelligiblen und der sichtbaren Welt erklären wollte. Damit erzielte er sicherlich einen hohen Erklärungswert.
Einige der in dieses Werk eingeflossenen Thesen und schematischen Darstellungen entstammen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit meinem Kollegen Karsten Berr, dem ich dafür danke. Mein Dank gilt auch der Designerin Simone Karsch für ihre kritische Mitarbeit während der Entstehung des Manuskripts und für ihre gestalterische Arbeit an den schematischen Darstellungen. Die meisten dieser Darstellungen sind von ihr und mir erstellt worden, in einigen Fällen haben wir uns vom "dtv-Atlas zur Philosophie" oder von anderen Autoren inspirieren lassen.
Bei der Erarbeitung des vorliegenden Werks haben wir uns in didaktischer Hinsicht an der Idee des "Kalligramms" orientiert, das aus Bild und Wort besteht und als Verweisungszusammenhang funktioniert. Damit soll dem Leser sowie dem Betrachter eine Brücke zur Verfügung gestellt werden, über die sie Begriff und Anschauung wechselseitig aufeinander beziehen können. Schließlich und endlich hoffe ich, mit den hier zusammengestellten Darstellungen und Texten einen hohen Erklärungswert zu erreichen.
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