Gesammelte Werke, Vol. 9 of 10 (Classic Reprint)

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Excerpt from Gesammelte Werke, Vol. 9 of 10Zunächst ist jeder dramatische Dichter von dem Be dürfnis der Menschennatur beherrscht, inmitten all der hemmenden, erniedernden, verderbenden Mächte, die das Leben des Einzelnen wie der Gattung bedriicken, auch die eine Macht zur Sprache zu bringen, die in uns treibend, erhebend, veredelnd wirkt. Mag eine solche Macht nicht vorhanden sein außer uns, mag sie fiir eine "übermensch liche Weltanschauung ganz Eins sein mit jenen schlim men Mächten: als Handelnde nehmen wir sie doch Alle, gezwungen durch unser Zweckbewußtsein, unwillkiirlich als etwas Besonderes an. Siehe Darwin: Vererbung und dennoch Entwickelung. Aus dem Glauben an diese Macht entstehen all unsre sittlichen Gesetze, entspringt unser ganzes Gefit der Verantwortung, mag es sich einzeln noch so mannigfach äußern: mag es einen Jesus reizen, durch Selbstvernichtung vor Gott und der Menschheit Zeugnis zu leisten fiir seine Lehre der Selbstlosigkeit, mag es den Raubmörder reizen wie das einmal ge schah nach seiner blutigen Tat ein Kmarienvögelchen mit etwas Wasser zu versorgen, um es vor dem Ver dursten zu retten. Es ist der Glaube, aus dem alleinunser Drang zur Beschäftigung uber die eigene Notdurft hinaus, unser Verlangen nach Vollkommenheit, unser Lobemmut erklärt werden kann, weil es zugleich der Glaube ist, der den Untergang des Einzelnen erträglich macht durch die Arbeitsleistung fiir ein unendlich Gemein sames, nur so ist der scheinbare vvidersinn der seltsamen Tatsache zu lösen, daß grade die Iebenskräftigsten und schaffensfreudigsten Charaktere den Tod am wenigsten "tragisch nehmen.About the PublisherForgotten Books publishes hundreds of thousands of rare and classic books. Find more at www.forgottenbooks.comThis book is a reproduction of an important historical work. Forgotten Books uses state-of-the-art technology to digitally reconstruct the work, preserving the original format whilst repairing imperfections present in the aged copy. In rare cases, an imperfection in the original, such as a blemish or missing page, may be replicated in our edition. We do, however, repair the vast majority of imperfections successfully, any imperfections that remain are intentionally left to preserve the state of such historical works.