Gegen die Träume
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Mersija fürchtet in ihrem Leben vor allem eines: so zu enden wie ihr Vater Ahmed, arm und verrückt. Ein Mann, der gegen seine Familie wütet, von Frau und Kindern verachtet, dem die Hure Sabina alles geraubt hat, Vermögen und Verstand.
1969 setzt sich Mersija deshalb als junge Frau in ihrer Heimatstadt Brcko in den Zug und fährt nach Deutschland, fährt solange weiter, bis sie das Gefühl hat, aussteigen zu müssen. Ihr gelingt es zunächst Fuß zu fassen, sie heiratet Muso, einen aus Jugoslawien immigrierten Moslem wie sie, und bekommt einen Sohn, Adem. Adem ist es, der seinen Eltern vorhält, dass er kein Ausländer sei wie sie, sondern Deutscher. Die Generation von Mersija und Muso hingegen verharrt immer auf der Schwelle zur deutschen Gesellschaft, sie kommen aus einer Welt mit eigenen Gesetzen und eigener Moral und gelten für die Deutschen auch nach Jahren noch als Fremde. Aber auch der Weg zurück ist versperrt, denn das Land, aus dem Mersija und Muso damals aufgebrochen sind, existiert nicht mehr. So wie der Zweite Weltkrieg, die Kämpfe zwischen Tschetniks, Ustascha und Wehrmacht, Ahmeds Leben verwüstet hat, so raubt der Zerfall des totalitären Jugoslawiens 1990 Mersija endgültig ihre Heimat.
Nicht die Hure Sabina, Ahmeds große, die Bahnen der Familie immer wieder kreuzende Liebe, ist es, die beiden Generationen schließlich zum Verhängnis wird, sondern das mühsame Überdauern zwischen den Welten. Ein lebenskluger Roman voller poetischer Reminiszenzen, der die Schicksale seiner Figuren zu einem dichten Teppich aus Erinnerungen, Eindrücken und Hoffnungen verwebt.
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