Gefängnüss der Lieb oder Carcell de Amor
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Wie hoch das Übersetzen aus den bereits zu klassischem Stile herangereiften europäischen Literatursprachen für die Entwicklung der deutschen Dichtung im 17. Jahrhundert eingeschätzt wurde, geht aus den Poetiken der Zeit hervor. Während damals ein übersetztes Werk oft mehr galt als ein Original, hat die Germanistik bisher diesem Bereich kaum ihre Aufmerksamkeit geschenkt. So sind auch Kuffsteins Bearbeitungen spanischer Romane der heutigen Forschung im allgemeinen unbekannt geblieben, obwohl gerade sein Übersetzungswerk entscheidend auf die höfischen Literaturbestrebungen des Frühbarock eingewirkt haben dürfte. Birken bescheinigt ihm, neben von dem Werder und Opitz, das «erste Vorspiel» zum höfischen Roman gegeben zu haben. - Der als Vertreter niederösterreichischer Adelsinteressen unter Historikern weithin bekannte Kuffstein übersetzte Boccaccios «Fiammetta» (Manuskript verloren), 1619 den spanischen Schäferroman «Diana» von Montemayor und Perez - eine Uebersetzung, die Harsdörffer in den Prosateilen seiner Neuausgabe von 1646 übernahm - und Diego de San Pedros «Carcell de Amor» (1492), eine Liebesgeschichte sentimental-tragischen Charakters. Dieses Werk steht in der Tradition von Enea Silvios «Eurialus et Lucretia» (1444) und hat viel zur Entwicklung des Romans beigetragen wie auch Juan de Flores' Romane mit ihrer weiten europäischen Verbreitung. Diego de San Pedros «Carcel de Amor» war in Spanien und im Ausland äusserst beliebt, wie aus den 25 spanischen Auflagen und 20 Übersetzungen zu ersehen ist. Selbst Kuffsteins höfisierende Bearbeitung scheint von 1624 bis 1675 achtmal aufgelegt worden zu sein. Ein anderer Beweis für ihre Popularität ist ihr Weiterleben in gewandelter Gestalt auf der Komödiantenbühne der Zeit. - Unserem Nachdruck liegt die zweite Auflage von 1625 zugrunde, da sich bis jetzt noch kein Exemplar der Erstauflage von 1624 nachweisen liess.
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