Furcht und Zittern Bd. 3
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Im Mittelpunkt dieser Schrift stehen Meditationen darüber, wie Abraham die von Jahwe geforderte und dann im letzten Augenblick verhinderte Opferung Isaaks durchlebte. Diese Geschichte wird als Beispiel dafür genommen, daß einem Menschen eine Handlung im Gewissen als von Gott geboten erscheinen kann, die nicht nur das schwerste Opfer des eigenen Glücks bedeutet, sondern darüber hinaus auch noch nach den unter Menschen allgemein geltenden sittlichen Maßstäben unverständlich und eine schwere Verfehlung ist. Das bedeutet, daß er sich denen, die ihm nahe stehen und das Opfer mit ihm erleiden, nicht verständlich machen kann oder darf, daß ihm Schweigen auferlegt ist, und dadurch wird die Last nochmals ungeheuer erschwert. Die hier sich bietenden Probleme werden dann an ähnlichen Beispielen weiter durchdacht. - Die Wahl dieses Fragenkreises wie dessen ungeheuer intensive Meditation werden besser verständlich, wenn man bedenkt, daß Kierkegaard dies Werk zusammen mit der gleichzeitig veröffentlichten "Wiederholung" (5./6. Abteilung der "Gesammelten Werke") als weiteren Versuch entworfen hatte, sich seiner ehemaligen Verlobten Regine nachträglich verständlich zu machen: die Verlobung mit ihr, die sein großes Glück war, hatte er aus Gewissensgründen zum Opfer bringen und diese Gründe noch dazu verhüllen müssen. Die Schrift ist wichtig, um nachzuempfinden, wie tief er die Verlobungskrise durchlitten hat, - die aufwühlende "Stimmung", mit der das Werk beginnt, gehört rein dichterisch zum eindrucksvollsten, das wir von ihm besitzen -. Sie zeigt aber auch eindringlich, wie er um die religiöse Verarbeitung dieser Krise ringt, besonders um eine weitere Vertiefung des Gottesverhältnisses. Das Verständnis der Schrift wird dadurch erschwert, daß sie aus der Sicht eines fingierten Verfassers, Johannes "vom Schweigen", geschrieben sein soll, der zu diesen religiösen Problemen als Skeptiker eine innere Distanz wahrt, noch schwerer fällt es ins Gewicht, daß Kierkegaard, während er sie ausarbeitete, die Nachricht von Regines anderweitiger Verlobung erhielt, die ihn in eine neue, schwere Seelenkrise stürzte. Um so wichtiger sind als Verständnishilfe und als Korrektur die gleichzeitig veröffentlichten "Drei erbaulichen Reden" (5./6. Abteilung der "Gesammelten Werke"), sie zeigen, wie er sich um die Überwindung dieser neuen Krise bemüht.
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