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Friedrich Thiersch

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Die Biographie des bedeutenden Münchner Philhellenen, Publizisten und Wissenschaftsorganisators Friedrich Thiersch ist von großem Interesse für die Geschichte Griechenlands wie für die Bildungsgeschichte Bayerns in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Thiersch hat in Bayern die Bildung philhellenischen Vereine und deren Einsatz für das aufständische Griechenland organisiert, auf den sich bildenden neuen griechischen Staat direkt und indirekt vielfältigen Einfluß ausgeübt und langfristig enge Kontakte mit Griechen aufrecht erhalten. Sicher geht der energische Einsatz König Ludwigs I. von Bayern für die Griechenland mit auf ihn zurück und damit indirekt auch die Wahl des bayerischen Prinzen Otto zum ersten König Griechenlands. Der Autor hat sich seit seiner Dissertation über Thiersch immer wieder mit dessen Leben und Wirken auseinandergesetzt. Ein neuer Gesamtüberblick, der 1996 in einem Privatdruck herauskam, liegt hier nun in einer weitgehend überarbeiteten und durch zahlreiche grundlegende Neuerkenntnisse erweiterten Fassung erstmals greifbar vor. Sie beruht auf eingehender Durcharbeitung des vielfältigen Quellenmaterials. Zu der Basis der vom Sohn Heinrich Thiersch verfaßten Brief-Biographie seines Vaters, ergänzt durch weitere Familientradition, kommen zahlreiche Publikationen, vor allem Zeitungsartikel in der Augsburger Allgemeinen, die hier erstmals erschlossen werden, sowie Briefe und Aktenmaterial in Archiven in München und andernorts. Die Materialfülle der neu entdeckten politischen Aufsätze forderte Kirchner dazu heraus, Thierschs politische Aktivitäten, die dem süddeutschen Liberalismus verpflichtet sind, darzustellen. Seine Arbeit betrifft das Schul- und Wissenschaftswesen, vor allem aber die Universität München und die Bayerische Akademie. Thiersch hat aber in dieser Sache auch aus der Ferne auf Griechenland eingewirkt. Als Verfasser von Universitätsverfassungen, Schulplänen und einer Akademieverfassung gehören seine kulturpolitischen Aktivitäten in den damaligen Zeitrahmen. Die Griechenlandreise des Philhellenen Thiersch wird ergänzt durch die Fülle der brieflichen Kontakte mit Griechen und in Griechenland lebenden Zeitgenossen, die ihm als Informanten für seine publizistische Tätigkeit seit 1821 dienten. Aus den vielschichtigen Äußerungen Thierschs läßt sich auf ein sehr waches politisches Urteilsvermögen schließen, das befruchtend auf das politische Leben nicht nur seiner Zeit wirkte, aber auch auf den dem Königshaus treu ergebenen Diener, der mit seinen liberalen Ansichten oft finassieren mußte, um in der Zeit des Vormärz nicht in Konflikte zu geraten, denn seine einseitige Griechenland-Berichterstattung hat die Arbeit der Regentschaft sicher nicht erleichtert. Seit der ersten Auflage haben neue Quellenfunde zu wichtigen neuen Einsichten geführt. Die Erkenntnisse, daß der Ursprung von Thierschs Philhellenismus auf v. Haxthausen, die Anregung eine griechische Legion zu bilden vermutlich auf den Waffenhändler Hoffmann zurückzuführen ist und endlich die Griechenlandreise der Erhaltung der Stellung bei Hofe als griechenlandkundiger Berater diente, führten zu einer neuen Sicht mancher Ereignisse. Schließlich führte ein Brief Thierschs an A. Rhangabe zu einer Korrektur der Rolle Heynes, den er nicht als seinen Lehrer bezeichnet wissen wollte, weil er nur eine Stunde bei dem Emeritus gehört habe. Das zwingt uns zu der Annahme, daß Thiersch sich seine archäologischen Kenntnisse in Paris sich selbst erarbeitete.
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