Freiheit Gottes und Freiheit des Menschen bei Plotin (Enneade VI 8)
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Plotin (205-270) steht mit seinen Überlegungen zur Freiheitsproblematik in einer langen Tradition, die nichtsdestoweniger durch ihn wesentliche Vertiefungen erfährt. Denn durch Plotin wird zum ersten Mal systematisch die Frage untersucht, ob das göttliche Eine als frei zu bezeichnen ist. Eigentlich liegt für einen Platoniker mit seinem streng transzendenten Gottesbild eine solche Frage außerhalb des Horizonts. Doch Plotin legt dar, dass sich menschliche Freiheit letztlich nur dann sinnvoll begründen lässt, wenn man zeigen kann, dass auch Gott frei ist. Er ist frei, weil er als absolut transzendentes Wesen wahrhaft er selbst ist. Dies liegt darin begründet, dass er absolute Einheit ist. Alle Vielheitlichkeit hingegen hindert ein Wesen daran, sein eigenes Selbst voll zu verwirklichen. Daher ist Freiheit für den Menschen, so lässt sich prägnant sagen, Angleichung an Gott, und je weiter sich der Mensch in einer Bewegung des Aufstiegs ihm annähert, desto freier wird er.
Plotins Entwurf menschlicher Freiheit kann daher als umfassende "Intellektualisierung" verstanden werden. Denn der Bereich der praxis mit seiner Einbindung in komplexe soziale und historische Situationen kann nie vollständig die Freiheit gewährleisten. Die Wendung nach innen und der Aufstieg nach oben können den Menschen jedoch an der absoluten Freiheit des Einen partizipieren lassen. Den Höhepunkt dieser Freiheit bietet die unio mystica, die Vereinigung mit dem Einen selbst.
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