Familiäre VorGeschichten
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Bei den Fragen nach der kollektiven Erinnerung an die
Katastrophen der Mitte des 20. Jahrhunderts rücken
schon länger gerade jene nach den indirekten Formen der
Weitergabe von Trauma an die nachfolgenden Generationen
ins Zentrum. Vor dem Hintergrund der polnischen
Erinnerungskultur nach 1989 nehmen sich Inga Iwasiów und
Joanna Bator in »Bambino«, »Ku sloncu«, »Piaskowa Góra«
und »Ciemno, prawie noc« der literarischen Aufarbeitung
der Vergangenheit der West- und Nordgebiete Polens
an. Die Schriftstellerinnen imaginieren und ergründen die
Nachkriegsgeschichte der polnischen Städte Szczecin und
Walbrzych aus der Perspektive der >zweiten< bzw. >dritten<
Generation und schauen dabei gezielt auf verdrängtes,
problematisches Geschehen, um dies einer öffentlichen
Diskussion zugänglich zu machen. Die vorliegende Arbeit
nutzt die Kategorien der erinnerungskulturwissenschaftlichen
Literaturwissenschaft, das Konzept >Postmemory< und das
Begriffspaar >Generationenroman vs. Roman einer
Generation<, um die Besonderheit dieser Medien der
Gedächtnisbildung und Gedächtnisreflexion zu verdeutlichen.
Dank unterschiedlicher literarischer Verfahren - Aspekte
der Metafiktionalität, des Grotesken, des Schauerromans -
und Erzählweisen - hypothetisch, selbstreferenziell,
distanziert-ironisch, grauenerregend - sind die Romane
auf vielfältige Weise Ausdruck eines anspruchsvollen
postmemorialen Schreibprojekts in der aktuellen Literatur
Polens.
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