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Ethischer Bankrott oder kultureller Winterschlaf? Der Lagermensch bei Varlam ¿alamov und Viktor Frankl

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Der jüdische Psychologe und Holocaustüberlebende Viktor Frankl schildert in seinem 1946 publizierten und weltberühmten Werk "...trotzdem Ja zum Leben sagen" eindrucksvoll die eigene Haftzeit in verschiedenen Arbeitslagern der Nazis. Varlam salamov wurde unter Stalin als Konterrevolutionär nach dem berüchtigten 'Paragraphen 58' verurteilt, verbrachte 14 Jahre unter mitunter lebensbedrohlicher Zwangsarbeit im extremen Nordosten Sibiriens. Dieser prägendsten Zeit seines Lebens sind Erzählungen aus Kolyma gewidmet. Die mehrbändige Komposition verschiedener Kurzgeschichten gilt als eindrucksvollster Augenzeugenbericht über das Leben und Sterben im grausamsten Lagerkomplex der Stalin-Ära um den Fluss Kolyma. An der inhaltlichen Bergung dieses literarischen Schatzes sieht sich die vorliegende wissenschaftliche Abhandlung beteiligt. Während salamov von Nahestehenden als 'verhärteter Pessimist' beschrieben wird, ist der Grundtenor des Psychologen Frankl weitaus optimistischer. Wie gegensätzlich die Autoren in Bezug auf ihren Charakter sind, so verblüffend können sich ihre Betrachtungen ähneln oder einander ergänzen. Es bietet sich an, die individuellen Erfahrungen und moralischen Schlussfolgerungen gegenübergestellt zu betrachten. Wie stellt sich die geschilderte Lagerrealität bei Varlam salamov und Viktor Frankl dar und welche Auswirkungen auf das Seelenleben des Häftlings werden beschrieben? Mit dieser Frage ist das Kernthema der vorliegenden Arbeit umrissen. Die Berichte weiterer Häftlinge aus GULag und nationalsozialistischem Konzentrationslager bergen wertvolle Ergänzungen. Der literarische Vergleich ermöglicht eine umfangreiche Betrachtungsweise bezüglich der Beschaffenheit der menschlichen Natur in der 'raubtierhaften Gegenwart' des Lagers. Strukturgeschichtliche Hintergründe betten die Erfahrungen in einen historischen Rahmen. Hinführende Betrachtungen über das Phänomen Lager im Allgemeinen sollen nicht fehlen. Aktuell geraten die Schilderungen ehemaliger Häftlinge aus GULag und nationalsozialistischem Konzentrationslager vermehrt in den Blick der Wissenschaft. Nicht zuletzt dient die Lagerliteratur einem kritischen Hinterfragen der persönlichen Vorstellungen von Sittlichkeit und führt unweigerlich zu Reflexionen über das eigene Verhalten in vergleichbaren Ausnahmesituationen. Damit ist das Thema von ungebrochener Aktualität. Frankl und salamov machen deutlich, dass die reale Chance existiert, in der Situation des Lagers nicht zum Wolf für den Mensch zu werden. Doch waren es Wenige, die diese unerschütterliche Standhaftigkeit in moralischer Hinsicht bewiesen.
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